Kleinstaaterei

und ernestinische Fürstentümer

(ab 1660)

       S.-Hildburghausen und Gebiete

       S.-Meiningen,

       S.-Coburg bzw.

       S.-Coburg-Saalfeld

und ehemalige hennebergische Gebiete um Schleusingen

–    Fürstentum Sachsen-Hildburghausen (1680 – 1806)

–    Herzogtum Sachsen-Hildburghausen (1806 – 1826)

 

1660 bis 1806
Themar ist Sitz eines Oberpfarramts.

1662
Die Orte Hinternah, Schleusingerneundorf und Silbach werden ein eigenständiges Kirchspiel. An der Kirche Hinternah wird ein Friedhof eingerichtet.

1663
In Dingsleben wird wieder Gottesdienst gefeiert, nachdem das Dorf im Dreißigjährigen Krieg beinahe Wüstung geworden ist. 1653 hat das Dorf noch zwei Einwohner, und ein einziges Haus ist unzerstört geblieben, das „Lörzehaus“, Nummer 23.

Ostern 1663
Die seit 1662, zu Zeiten Ernst des Frommen, im Bau befindliche Kirche in Biberschlag wird geweiht. Sie wird mit Steinen des ehemaligen Schlosses und einer Kapelle in Engenstein errichtet. Die Inventarien stammen aus barocker Zeit. Die Bronzeglocke mit der Aufschrift „Bekehret euch zu mir“ (Sacharja 1,3) ist 1740 in Coburg gegossen worden, die beiden weiteren Stahlglocken stammen aus dem Jahr 1951. Erst 1781 wird an der Westseite der Turm angebaut. – Die letzten Gutsbitzer von Engenstein, Frank v. Frankenstein und Gattin, liegen in der Pfersdorfer Pfarrkirche begraben, der Grabstein befindet sich in der Sakristei.

Heldburg Veste

Aus: Fritze, Eduard: Die Veste Heldburg. –
(Reprint) Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier, Hildburghausen, 1991

1663 – 1665
Die Schlosskirche ist der zweite Sakralbau auf der Veste Heldburg, die vom Landesherrn, Ernst I. Herzog von Sachsen-Gotha (ab 1672 S.-Gotha-Altenburg) als protestantische Kirche eingerichtet wird.

Der Meininger Oberbaurat Eduard Fritze beschreibt in „Die Veste Heldburg“ (1903, 1990, S. 16):Die Schlosskirche, durch eine Rundbogen-Thür vom Schlosshofe aus zugänglich, ist in den Jahren 1663 – 1665 vom Herzog Ernst dem Frommen in den Heidenbau eingebaut worden. Die Kirche wurde bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts benutzt, jetzt ist sie ganz verfallen. Der Kirchenraum hatte Emporen auf Holzpfeilern, letztere reichten bis zur Decke des Dachgeschosses. Die Emporenbrüstungen waren aus Brettern hergestellt und grau in grau mit biblischen Darstellungen bemalt … Das beste Stück in der Kirche war die Kanzel. Sie war aus Sandstein und mit reichen Bildhauer-Arbeiten, die für die Zeit ihrer Entstehung von beachtenswerther Bedeutung waren, geschmückt. Die Darstellungen bezogen sich auf Vorgänge aus dem Leben Jesu. Die Kanzel wurde im Jahre 1900 herausgenommen und ging als Geschenk in Besitz des Oberhofmarschalls v. Schweder über.“

 Heldburg Heidenbau Franz BauSkizze aus Fritze, Eduard: Die Veste Heldburg. – Verlag Gustav Fischer, Jena, 1903 und Reprint Verlag Frankenschwelle Hans J. Salier, Hildburghausen, 1990, S. 23

 Heldburg StichVeste Heldburg
Kolorierter Stahlstich (anonym), um 1850
Sammlung Hans-Jürgen Salier

1665
Der Pfarrer Magister Wilhelm Lippold aus Lengfeld berichtet über das Dorf Eichenberg, dass es nach dem Dreißigjährigen Krieg beinahe ein wüstes Dorf sei, das nur noch vier Häuser besäße und dass dort nur noch zwei Ehepaare leben sowie eine Witwe.
Bald entwickelt sich aber wieder Leben im Dorf. Das Langhaus der Chorturmkirche stammt großenteils aus dem 17. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert ist es mit der Erhöhung der unteren Fenster, dem Einbau der acht oberen Dachfenster und einer zweiten Empore, von der ein Zugang zum Turm besteht, zu größeren baulichen Veränderungen gekommen.

EICHENBERG

Kirche in Eichenberg.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1667
† Johannes Elfflein ist erster Superintendent in Hildburghausen. Er ist seit 1646 tätig und gilt als Wiederhersteller des Kirchenvermögens nach dem 30-jährigen Krieg.

24. Februar 1667  
† Johann Klipper, Haina
(* 1604, zwischen 23.07. und 02.08., Hildburghausen)
Magister, Pfarrer, Literat
1633 Subdiakon, 1634 – 1651 Archidiakon in Römhild, anschließend Pfarrer in Haina. Seine zwischen 1634 und 1650 verfasste Reimchronik besitzt geschichtlichen Quellenwert (Kurtze Beschreibung der feindlichen Einfälle, Einquartirungen, Plünderungen Durchzüge und darbey vorgangenen Preßuren und Exactionen in der Statt und Dorffschafften der Herrschafft Römhildt Von Anno .1634. biß .1650. einfeltig auffgesetzt von M. Johannes Klipper Pfarrern zu Heyna Ao. 1660).

1667
Die Kapelle in Linden wird aufgestockt, zwei Stockwerke (Geschosse) in Eichenfachwerk werden darauf gebaut, ähnlich wie bei den heutigen Kirchen in Schlechtsart und in Milz. Ihr heutiges Aussehen stammt aus der Zeit um 1739/40.

1667 – 1688
Georg Christoph Bach (1642 – 1697), der älteste Onkel von Johann Sebastian Bach, lebt in Themar. Seit 1668 ist er Kantor an der St.-Bartholomäus-Kirche und Lehrer an derScholae Themarensi (Lateinschule Themar). 1688 übersiedelt er nach Schweinfurt, er gilt als Stammvater der Schweinfurter Bache.

1669
Der Landesherr Herzog Ernst I. (d. Fromme) v. Sachsen-Gotha setzt zur Aufrechterhaltung von christlicher Ordnung und Zucht Disziplin-Inspektoren für die Kirchgemeinden ein.

Ernst der Fromme

Ernst Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (der Fromme) (1601 – 1675)
Kupferstich von Jacob von Sandrart, 1677

1670 – 1672
Das bisher zur Pfarrei Crock gehörende Brünn erbaut sich eine Kirche noch im gotischen Stil, vermutlich sind Teile einer Vorgängerkirche beim Neubau verwendet worden. Kirche, Altar- und Gemeinderaum haben die Maße 29,4 Meter mal 11,7 Meter. Die Maurermeister Gebrüder Jakob und Leonhard Grambs (oder Gambs) (Gedenkstein über dem Westportal) erhalten den Auftrag von Herzog Ernst dem Frommen. Die feierliche Weihe findet im Oktober 1672 statt. Bisher bleibt die Kirche ohne Namen und ist auch keinem Schutzpatron geweiht.

Lehfeldt/Voss (S. 116) gehen davon aus, dass es in Brünn vermutlich eine Vorgängerkapelle gegeben hat: „Doch scheint mir die südlich gelegene Sacristei der Anlage auch spätgothisch, also vielleicht eine Kapelle gewesen zu sein; auch die an der Südseite des Kirchauses befindliche Spitzbogen-Thür hat noch die kräftigere, im 16. Jahrhundert übliche Profilirung mit Kehle und Wulst. Im Uebrigen ist der Bau von 1671 ziemlich einheitlich und noch in den Formen des gothischen Stils …“

1670
Bau des Pfarrhauses in Marisfeld.

Pfarrhaus Marisfeld

Das 1670 erbaute Marisfelder Pfarrhaus.
Studenten des Technikums Hildburghausen haben zwischen 1904 und 1908 unter Anleitung der Architekten Ebeling, Geißler und Müller „Aufnahmen altbäuerlicher Gehöfte aus vormals Hennebergischen Bezirken“ zeichnerisch aufgenommen. Das Gesamtwerk (u. a. drei gedruckte Sammelmappen) hat 1909 auf der „Allgemeinen Bauartikelausstellung in Leipzig eine Ehrenurkunde erhalten. Unter den Zeichnungen hat sich auch das Pfarrhaus Marisfeld befunden.

26. März 1675
† Herzog Ernst I. (der Fromme) Herzog von Sachsen-Coburg-Altenburg. Unter den sieben Söhnen kommt es zu Erbstreitigkeiten.

4. Mai 1677
Die Chronik von Marisfeld berichtet, dass die Turmspitze der „St.-Mauritius-Kirche“ vom Wind abgerissen worden ist. Der Wiederaufbau habe 20 Gulden gekostet, dazu täglich 12 Maß Bier und Speisen für die Bauleute. Nach Fertigstellung gab es noch ein paar Schuhe, dazu passende Strümpfe und eine Kanne Wein.

20. Oktober 1677
† Johann Sebastian Güth, Hildburghausen
(* 29.08.1628, Meiningen)
Magister, Generalsuperintendent in Hildburghausen, Chronist
Schulbesuch in Meiningen und Schmalkalden 1647 – 1651. Studium an den Universitäten Jena und Wittenberg (Philosophie, Theologie, alte Sprachen). Magister in Meiningen, 1652 Rektor. 1654 Pfarrei Untermaßfeld, 1657 Subdiakonus, 1661 Archidiakonus in Meiningen. Nach dem Tod seiner zweiten Frau zieht er 1668 mit fünf Kindern nach Hildburghausen und wirkt als Pfarrer und Superintendent. G. ist in der Lorenzkirche, der Vorgängerkirche der heutigen Christuskirche, begraben worden.
Werk: 1676 Chronik Poligraphia Meiningensis.

1678
Veilsdorf wird Adjunktur über Bürden, Heßberg, Häselrieth und Mebritz (Ebenhards).

Epitaph Veilsdorf

Epitaph (18. Jahrhundert) aus der „Trinitatiskirche“ in Veilsdorf.

1679
Friedrich I. Herzog von Sachsen (Regierungszeit: 1679 – 1691) erteilt seinem Vasallen Johann Friedrich Marschalk von Ostheim die Erlaubnis, einen Juden in Marisfeld unter seinen Schutz zu nehmen. 50 Jahre später ist jeder fünfte Einwohner (121) jüdischer Herkunft. 1865 sind es ca. 200 Bewohner. 1832 wird eine Synagoge geweiht, ferner hat die Gemeinde eine jüdische Schule. Beide Häuser werden heute als Wohnhäuser genutzt. Lediglich der jüdische Friedhof nahe Marisfelds ist erhalten geblieben, der auch für die Gemeinde Themar als Guter Ort gedient hat.

1680
Die St.-Wigbert-Kirche in Häselrieth erhält drei Glocken.

80/81

Teilung des gothaischen Gesamthauses in sieben Linien

Herzog Ernst (Benignus) (1655 – 1715), der sechste Sohn von Ernst I. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, stiftet die Linie Sachsen-Hildburghausen. Die Fürstentümer sind außen- und militärpolitisch an Gotha gebunden (Nexus Gothanus). Die Regierung sowie das Konsistorium in Gotha und Altenburg übernehmen entsprechende Aufgaben. Zum Fürstentum Sachsen-Hildburghausen gehören die Ämter Hildburghausen, Eisfeld, das halbe Amt Schalkau, ab 1683 Stadt und Amt Königsberg in Franken, mit Vertrag vom 16.02.1705 das Klosteramt Sonnefeld.
Herzog Heinrich (1650 – 1710), der vierte Sohn von Herzog Ernst stiftet das Fürstentum Sachsen-Römhild mit den Ämtern Römhild, Themar, Königsberg in Franken (bis 1683), Kellerei Behrungen, dem Rohr- oder Klosterhof Milz und den Echterschen Lehen (Lehen der Echter von Mespelbrunn, die an Sachsen zurückgefallen sind).

1681
In Themar wird ein neues Pfarrhaus erbaut, das heute noch existiert.

1680
Mit der Stiftung des Fürstentums Sachsen-Römhild kommt es mit Herzog Heinrich zu einer großen Bautätigkeit in der Grabfeldstadt. Neben dem Ausbau der Residenz Schloss „Glücksburg“ entsteht die Schlosskirche (1682). Die Stadtkirche (ehemalige Stiftskirche) wird barock ausgestaltet, vor allem die Seitenemporen mit einer Fürstenloge. Vom Gothaer Hoforgelbauer Johann Moritz Weiße wird auf der Westempore eine Orgel mit 23 Registern, zwei Manualwerken (Manual – Handklaviatur der Orgel) und Pedal erbaut (1680 – 1682). Den Orgelprospekt fertigt der Hoftischler Esajas Sterzing, Römhild. Im Ostchor errichtet in den Jahren 1688 – 1692 der Holzschnitzer Johann Adam Lux aus Neustadt an der Saale den 12 Meter hohen und berühmt gewordenen Hochaltar, der vom Hofmaler J. Gedeler aus Bayreuth bemalt worden ist.

Römhild Stiftskirche Hochaltar Lux

Der Hochaltar von Johann Adam Lux, 1688 – 1692 erbaut.
Ansichtskarte Offsetdruckerei Witzmann, Römhild

1682
Der heutige Bau der Kirche „Allerheiligen“ in Rieth, nördlich über dem Dorf auf einer Anhöhe gelegen, geht auf diese Zeit zurück. Den Kern bildet jedoch eine mittelalterliche Kapelle mit romanischen Resten. Das Langhaus hat die Abmessungen 12,2 Meter breit und 15 Meter lang.
Die Kirche ist ein Steinquaderbau mit zum Teil verputzten Wänden. Die gotisierenden Maßwerkfenster sowie das Portal auf der Südseite geben der Kirche ein einheitliches Aussehen. Über dem Portal befindet sich ein verziertes Wappen mit der Aufschrift„V.G.G.E.H.Z.S.“ (Von Gottes Gnaden Ernst Herzog zu Sachsen) und der Unterschrift„1682 IST DIES GODTES HAVS ERBAVED WORDEN: NICOLAVS VLRICH SCHVLDHEIS“.

Joachim Neubert schreibt dazu:
Interessant ist die weiße Westfassade mit ihrem zum Teil vermauerten Fenstern und dem Portal. Der ganz oben im Giebel befindliche Stein mit kreisrundem Loch gibt Anlass für Spekulation: Handelt es sich einzig um ein kleines Belüchtungsfenster für den Dachboden oder lieferte der Ausschnitt auch für kultische Zwecke in der Kirche einen Lichtstrahl, der dann zu bestimmten Zeiten ein Kreuz oder eine Figur beleuchtete?
Während das Dach mit seinen Erkern ziegelbedeckt ist, wurde der Turm als Juliusturm mit Schiefer verschlagen. Er erhebt sich in drei Etagen auf dem alten Chor und schließt mit Turmknopf und Wetterfahne ab. Am Mauerwerk des Turmes befindet sich die Uhr, im Turminneren rufen drei Glocken aus Eisenhartguss zum Gottesdienst: Die kleine und mittlere vom Jahr 1919, die große aus dem Jahr 1958.
Im Inneren sind sehr unterschiedliche Baumerkmale und Inventarien aus verschiedenen Epochen zu entdecken. Im Chorraum steht, quasi wie in einer kleinen Kapelle, der Taufstein vom Ende des 18. Jahrhundert. Er trägt eine wunderschöne Figur des Erzengels Michael als jugendlich erscheinende Gestalt.
Vor dem spitzbogigen Triumphbogen steht der aus Eichenholz gefertigte Altar, eine neue Arbeit des späten 19. Jahrhunderts. Das Lesepult ist neu. Demgegenüber stammt die Kanzel aus der Zeit um 1780 und ist das eigentliche Schmuckstück der Kirche. Sie zeigt auf den Brüstungsfeldern in der Mitte Christus mit Weltkugel sowie rechts und links die Evangelisten. Ebenfalls im Zuge der jüngsten Restaurierungen wurde sie erneuert und farblich neu gefasst.
Weiterhin verdienen Erwähnung die farbigen Bleiglasfenster von 1920 im Chor und über dem Südportal sowie das Ölgemälde, Martin Luther zeigend.
Zwei Emporen geben der Kirche genügend Sitzplätze. Die Bänke im Schiff sind mit interessanten kleinen Holztüren versehen. Die barocke Decke des Schiffes verfügt über zwei kleine und ein großes Medaillon. Letzteres mit stilisierten Trauben im Zentrum.“

1683
Das herzogliche Haus Hildburghausen nimmt an den Gottesdiensten der St.-Lorenz-Kirche, der bislang einzigen Kirche der Stadt, teil.

1684
Das Konsistorium (Verwaltungsbehörde der Kirche des Fürstentums) ist im 1. Stock des Hildburghäuser Rathauses untergebracht.

1684
Das alte Pfarrhaus in Häselrieth (1811 abgerissen) wird erwähnt.

1685
Die Fürstlich Ernestinische (Hildburghäuser) Kirchenordnung gilt.

Pfarrer Johannes Ziegner beschreibt in seinem Festvortrag am 25. Juni 1989 anlässlich der 500-Jahrfeier der Kirche in Crock auch einen Sittenverfall:
1685 gibt es dann eine neue Ordnung für die Kirche und das Schulwesen. Für Crock heißt es von nun an: „Die Pfarrer dürfen Sonntags nicht länger als 1 Stunde predigen, an Wochentagen nicht länger als eine dreiviertel Stunde. Die Predigten sollten nicht zum Inhalt haben: weltliche Historien und auch keine Fabeln.
Desweiteren ist es den Handwerkern ernstlich zu verbieten, auf den Sonn-und Festtagen sich einer Saufferei hinzugeben. Wegen des Schlafens und Schwatzens während des Gottesdienstes sind Personen zu bestellen, die während der Predigt herumgehen und auf die Schlafenden achtgeben, nach Gelegenheit sie aufwecken, ebenso sollten sie durch den Pfarrer von der Canzel ermahnt werden, auch sollte ein jeder Nachbar aufpassen den Schlafenden durch Stoßen oder in anderer Weise auferwecken … Das Volltrinken und Zusaufen ist allgemein üblich geworden. Der Pfarrer soll dieses Laster mit Ernst notieren, strafen und die Leute vermahnen. Auch bei der Zusammenkunft der Handwerker und der Gemeinen im Dorf will das Saufen allgemein werden. Der zum Saufen die Ursache gegeben, soll bestraft werden.“
Zum Schulwesen wird folgende Ordnung unter anderem gegeben: „Wenn Kinder fünf Jahre alt sind, sollen sie, nachdem auf der Kanzel die Abkündigung geschehen ist, in die Schule gehen und zwar nicht nur im Winter, auch im Sommer … Die Einschickung in die Schule ist zu fördern, dass sie auf einmal geschehe, und die Kinder, wo nicht alle auf einen Tag, jedoch wenigstens einmal in der Woche alle zusammenkommen. Wenn die Eltern die Einschulung vergessen, dann soll der Pfarrer bei den Eltern die Schule in Erinnerung rufen.“

1685
Der Taufstein für die St.-Lorenz-Kirche Hildburghausen wird geschaffen (s. auch 1862).
Er wird 1992, ein Jahr vor der Wiedereröffnung der Christuskirche, nach der Generalsanierung restauriert. Auf dem Taufstein sind neben Buckeln, Facetten, Blättern, Löwenköpfen, Rankeschlingungen auch die sächsische Raute zu sehen. Seine Aufschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihrer nicht …“ (Lukas 18,16)

14. März 1686
Johann Zacharias Franck wird in Reurieth getauft.
(† 09.01.1756, Dürkheim an der Weinstraße)
Organist, Komponist, „Director Musicæ“
Ihm zu Ehren ist am 12. Mai 2001 eine Gedenktafel an der Reuriether Kirche angebracht worden.

22. Juni 1687
Großbrand in St. Kilian: Kirche, Hospital, Pfarrei. Der Wiederaufbau erfolgt 1689 – 1691, teilweise auf dem Mauerwerk des im 16. Jahrhundert beträchtlich erweiterten Vorgängerbaus.
Im Geläut befinden sich drei Bronzeglocken, die älteste stammt aus dem Jahr 1688, die beiden anderen sind drei Jahre jünger.

17. Jahrhundert
Aus der Zeit kommt das Geschoss des Kirchturms der Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina mit den Rundbogenfenstern im Turmgeschoss. Darauf steht eine achteckige Kuppel, im unteren Teil zwiebelförmig, im oberen durch eine Biegung senkrecht (ähnlich einer Karaffe), dann folgen- der Arkaden-Aufsatz und eine kleiner Zwiebelkuppel mit Turmzier und Wetterfahne.

HAINA

Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina.
Foto: Bernhard Großmann, Hildburghausen

1693
In der Kirche Hinternah wird eine Orgel errichtet.

1696 – 1699
Das 1646 in Bedheim verwüstete Kirchenschiff (Sandstein) wird unter Einbeziehung des gotischen Chorturms mit barocker Innenausstattung erbaut.

1696 – 1705
Der später bekannt gewordene Organist und Orgelbauer Nikolaus Seeber (1680 – 1739) lernt in Themar das Handwerk des Orgelbauers. Er wird u. a. Stadtorganist. (s. 1721)

1697
Die Kirche „St. Nikolaus“ in Schmeheim wird wesentlich erweitert, größere Renovierungen folgen im 19. Jahrhundert (1836, 1876 – Die heute verschieferte Sakristei wird an den steinernen Turm angebaut.). Der Turm ist als achteckiger, mit Schiefer verschlagener Bau auf dem Chorraum aufgesetzt. Zunächst gerade nach oben strebend, folgen eine geschweifte Haube und Dachgaupen sowie ein Arkadenaufsatz mit Schweifkuppel. Der mit Spitzbogenfenstern versehene Chor dürfte älter sein, also aus der Vorgängerkirche stammen.

18. Jahrhundert
Nach der lutherischen Kirchenordnung werden Katholiken, damals auch Päpstliche genannt, mit Bußliedern ohne andere Zeremonien bestattet, teilweise auch mit halbem Geläut. Auf dem Friedhof an der Stadtmauer in Hildburghausen (heute: Coburger Straße) wird ein Platz genutzt, „wo die frembden Bettler und Katholischen begraben wurden“.

Bis Mitte des 18. Jahrhundert werden Soldaten nach „Kriegsmanier mit trummel und pfeiffen ohne christliche Ceremonieen und ohne Accidentien der Herren Geistlichen und Schulbedienten“ beerdigt.

Selbst Adlige werden nicht standesgemäß beigesetzt, wenn ihr Lebenswandel christliche Normen verletzt, wie eine Kirchenbucheintragung vom 10.04.1709 beweist:
„Ist einer von Adel, des Majors Spieler sein Bruder allhier im Schlundhause eines gar bösen und schnellen Todes gestorben, indem er sich diese Nacht mit gutem Wein so betrunken nebst anderen Kavallieren und dabei tournieret bis früh 3 Uhr, hernach von seinen Knechten in’s Bett gebracht, ohne Abend und Morgengebet, und morgens tot gefunden worden. Ist also in seinen Sünden dahin gestorben, Gott sei seiner Seele gnädig. Nun haben seine Herren Kameraden, die mit getrunken haben, wollen, daß er als einer von Adel in unserer Stadtkirche soll begraben werden, aber das Fürstliche Konsistorium, auch unsere Durchlauchtige Herrschaft habens nicht zugelassen, sondern Verordnung gethan, daß er auf den Gottesacker, neben andern gemeinen Bürgersleuten soll gelegt werden.“
(Nach Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 21)

18. Februar 1700
Einführung des Gregorianischen Kalenders.

Es erfolgt ein Zeitsprung von 10 Tagen, weil es zwischen der Kalenderzeit (Julianischer Kalender) und der astronomischen Zeit eine Differenz von zehn Tagen gibt. Nach Festlegung des Regensburger Reichstags folgt auf den 18. Februar der 1. März, nachdem auch die benachbarten katholischen Länder nach dem päpstlichen Erlass vom 24. Februar 1582 den Kalender bereits eingeführt haben (zumeist bis 1585). In den protestantischen Ländern setzt sich der bis heute gültige Kalender erst bis 1776 durch.

1700
Die Cyriakskirche (Cyriakus – Gedenktag: 8. August) in Gellershausen mit ihrem nahezu heutigen Aussehen wird erbaut, die Malereien stammen aus dem Jahr 1714 von Andreas Brückner aus Schweinfurt. Eine der drei ehemaligen Bronzeglocken aus dem Jahr 1463 ist noch vorhanden. Neben ihr hängen heute zwei Stahlglocken, sie sind Ersatz für die zu Rüstungszwecken eingeschmolzenen Glocken.
An der Westseite befindet sich der stattliche Kirchturm, der im Untergeschoss mit dem Baujahr 1557 auf den Vorgängerbau verweist. Das Untergeschoss hat die Maße von 4,5 Metern im Quadrat. Das rippenlose Kreuzgewölbe stammt noch aus spätgotischer Zeit. Der Altar- und der Gemeinderaum sind 10,9 Meter lang und 7,7 Meter breit. Der Turm mit seinen auffälligen Fensteröffnungen schließt mit einer schlanken Turmspitze ab.

GELLERSHAUSEN

Kirche „St. Cyriakus“ in Gellershausen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

Um 1700
Für die Entstehung der Kanzel der „St.-Maria-Magdalena-Kirche“ in Milz gibt es keine einheitliche Meinung. In der Ortsüberlieferung wird vermerkt, dass die von einem Engel getragene Kanzel in der Werkstatt von Georg Kirchner entstanden sei, andere Quellen sehen den Hofbildhauer Lux, der den Römhilder Hochaltar geschaffen hat, als den Schöpfer an, der das Kunstwerk mit den Figuren Moses, Johannes der Täufer und der Evangelisten mit Schnitzwerk aus Blüten, Ranken und Engelsköpfen geschaffen hat. Im Kanzeldeckel ist eine schwebende Taube geschnitzt. Man kann auch davon ausgehen, dass der Orgelprospekt aus der gleichen Werkstatt stammen könnte. In einer auf 1754 datierten Inschrift ist zu lesen, dass der Amts- und Gerichtsschultheiß Christ und seine Gattin das Werk gestiftet haben.

Nach 1700

Ab dem Zeitpunkt kommt es in der Kirche von Henfstädt zu umfangreichen Veränderungen und Umbauten.

HENFSTÄDT

Epitaph in der Kirche von Henfstädt.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1702/03
Der Bau für die jetzige Kirche in Seidingstadt beginnt auf dem Mauerwerk einer spätgotischen Vorgängerkirche. Das Langhaus ist 18,4 Meter lang und 7,2 Meter breit. Die Sakristei hat ein rippenloses Kreuzgewölbe. An der Südseite in der unteren Fensterseite hat das Langhaus ein spitzbogiges Fenster, an der Westseite eine schlichte spitzgotische Tür.
An einem Sparren des Kirchendaches ist die Jahreszahl 1703 zu lesen.

August 1705 – 1847
Einweihung der Hofkirche „Zum Heiligen Geist“ im Residenzschloss in Hildburghausen und der darunter befindlichen fürstlichen Gruft am westlichen Schlossflügel. Mit der letzten ernestinischen Erbteilung von 1826 ist sie 1847 geschlossen worden und wird 1850 umfunktioniert zu einem Saal des Geschworenengerichts.
Die Predigt wird von Superintendent Thamerus (1639 – 1719) gehalten. Der Hildburghäuser Orgelbauer Caspar Schippel (1648 – 1722) ist (vermutlich) der Erbauer der Hofkirchenorgel (1705).

R. A. Human schreibt:
Nachdem nach Eingang der einstigen Kapellen St. Lorenz fast 200 Jahre die einzige Kirche der Stadt gewesen, an deren Gottesdiensten seit 1683 auch das Herzogl. Haus teil nahm, wurde mit Erbauung des Schlosses die Hofkirche „zum h. Geist“ mit besonderer Hof- und Garnisongemeinde begründet und am 30. August 1705 unter Anwesenheit der meisten Geistlichen des Fürstentums eingeweiht. Thamerus hielt die Predigt über 1. Kön. 8, 28 – 30. Nach derselben wurde eine Ordination, Trauung und Taufe vollzogen und Kommunion gehalten. Ein kleiner Raum, durch dessen Oberstock ursprünglich der Weg vom Schloß in das Marstallgebäude führte, wurde die Kirche durch die vielen Bilder (im Ganzen 63, wovon 12 an der Decke, die u. A. das Osterlamm Israels, Isaaks Opfer, Eliae Himmelfahrt, Christus am Ölberg, die Kreuzigung darstellten) sehr verdunkelt. Die Orgel stand über und hinter der Kanzel, unter dieser der Altar, hinter dem Altar ein großes Bild (die Erscheinung vor den Frauen am Grabe), sowie Porträts von Propheten, Evangelisten und Aposteln in braunen, geschnitzten Rahmen, im Schiff der Kirche 21 Kirchenstände mit sehr hohen Lehnen. 1845 wurde nur noch 16mal Gottesdienst daselbst gehalten und zwar nachmitt. 1 Uhr. Die Zahl der Kommunikanten betrug 1835  70, 1843  30, während es deren 1794  496 waren und 23 Taufen, 9 Kopulat. und 37 Beerdigungen in der Hofgemeinde erfolgten.“
(Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 401)

K HBN Orgel Lorenzkirche

Innenansicht der 1779 abgebrannten St.-Lorenz-Kirche in Hildburghausen.
Zeichnung aus: „Die Leidensgeschichte des Lammes Gottes Jesu Christi“, Passionsoratorium (1755) von Carl Heinrich Graun (1704 – 1759),
Kapellmeister Friedrich des Großen und Komponist. – Hildburghausen, 1766

Seit der Reformation besteht nur die Parochie St. Laurentius, mit der Hofparochie eine zweite.

1707
Neubau der Kirche „St. Marien“ in Streufdorf. Die Chorturmkirche kann man in eine „alte“ und eine „neue“ Kirche gliedern. Das erste Kirchengebäude in Streufdorf ist im spätromanischen Stil erbaut worden. Ein gut erhaltenes romanisches Rundbogenfenster an der Südwand des unteren Turmgeschosses erinnert an die Zeit. 1570 bis 1578 ist das Gotteshaus im spätgotischen Stil umgebaut. Als Erweiterung mit einem 3,1 Meter langem und 4,8 Meter breitem Choranbau mit einem unvollständigen Sterngewölbe mit kehlprofilierten Rippen, im Äußeren sind Strebepfeiler. Der Altarbereich, der sich aus der romanischen „Vierung“ und dem Choranbau zusammensetzt, fügt sich ein stattliches und hohes Kirchenschiff an, das in dieser Zeit erbaut worden ist. Zwei Männer aus der Gemeinde gingen auf „Kollektenreise“ nach Norddeutschland und nach Pommern und kehrten mit der stattlichen Summe von 650 Gulden nach Hause zurück, das motivierte zugleich auch die heimatlichen Geldgeber, und so konnte das respektable Kirchenschiff mit 17,7 Meter Länge und 10,2 Meter Breite errichten. In der Architektur schloss man sich den spätgotischen Formen an, das ist noch heute bei den Fenstern und Türen zu sehen. An der nördlichen Seite des Turmerdgeschosses ist die Sakristei angebaut (3 Meter lang, 6 Meter breit) mit rippenlosem Kreuzgewölbe.
Im Innern des Kirchenhaues findet sich eine dreiseitig umlaufende Doppelempore. Im zweiten Stock der Westempore steht das um 1750 errichtete Orgelwerk mit dem Barockprospekt von Johann Christian Dotzauer aus Hildburghausen. Eine vielfeldrige bemalte Holztonne zeigt die heilige Dreifaltigkeit und zahlreiche Engel.

STREUFDORF

Eine vielfeldrige bemalte Holztonne überwölbt des Kirchenschiff
der Kirche „St. Marien“ in Streufdorf

An der Triumphbogen-Oberwand befindet sich ein Kruzifix mit überlebensgroßem Corpus aus der Zeit um 1600.
Zwei gut erhaltene Grabsteine erinnern an zwei wichtige Persönlichkeiten: An der Nordseite der Vierung für den 1716 verstorbenen Pfarrer und Hildburghäuser Konrektor Johann Jacob Carolus sowie an der Ostseite für den 1701 verstorbenen „fürstlichen Jägermeister Wolff Christoph Händl von Rämingsdorff, Herrn auf Streufdorff und Billmethausen“ (Billmuthausen) im Harnisch.
Auf dem 33 Meter hohen Turm ruft eine posauneblasende Engelsfigur gemeinsam mit dem Geläut mit drei Glocken „Land, Land, höre des Herrn Wort!“ (Jeremia 22,29)

1708 – 1712
Heinrich Herzog von Sachsen-Römhild (1650 – 1710) lässt die Friedhofskirche oder Gottesackerkirche in Römhild erbauen (27.09.1708 Grundsteinlegung). Hierzu wird das Steinmaterial des von ihm für seine Gemahlin erbauten und inzwischen abgetragenen Merzelbachschlösschen am Fuß des Großen Gleichbergs verwendet. Das Lustschloss ist nach Entwürfen des Hofbildhauers Adam Lux von Baumeister Christian Richter geschaffen worden. Lux hat auch den Hochaltar in der Stadtkirche (Stiftskirche) geschaffen. – Die Römhilder Friedhofskirche hat ursprünglich einen mächtigen Dachreiter besessen, der aber aus Statikgründen um 1800 abgetragen werden muss.

RÖMHILD FRIEDHOFSKIRCHE

Altar mit dem Altarbild der „Kirche auf dem Friedhof“ in Römhild

Das Altargemälde von Hofmaler Antonius Dupré zeigt Herzog Heinrich im Fürstenornat sowie seine Gemahlin Marie Elisabeth zu Füßen des gekreuzigten Heilands.
Die Fertigstellung der Kirche verzögert sich wegen des relativ frühen Todes des Herzogs (13.05.1710) und der sich bis 1714 hinziehenden Erbstreitigkeiten, die erst mit einem kaiserlichen Entscheid gelöst werden.

073_RÖMHILD

Die Kirche auf dem Friedhof in Römhild.
Fotos: Bernhard Großmann, 2005

1711 – 1848
Hildburghausen ist Sitz der General-Superintendentur. Die Generalsuperintendenten werden von Herzog und Konsistorium (zwei geistliche, zwei weltliche Personen) bestimmt. Ihnen obliegt die Aufsicht über das Kirchen- und Schulwesen im Land.

31. Juli 1711
Herzog Ernst erlässt das Hugenottenedikt zur Aufnahme der Residenz und allerlei Manufactur.

In den 36 Artikeln des in deutscher, holländischer und französischer Sprache verbreiteten Gesetzes heißt es: „… den umb unserer heiligen Religion willen Vertriebenen ein asylum und vollkommenen freies exercitium religionis nebst noch anderer herrlicher und unschätzbarer privilegiis in der Residenz allhier.“
Hauptgründe, weshalb der Landesherr die Refugiés in sein Land holen will, sind u. a.:
. Sein Leben und das seiner Vorfahren ist stark protestantisch geprägt;
. die Ansiedlung verspricht finanziellen und wirtschaftlichen Aufschwung für das bevölkerungsarme Fürstentum;
. in niederländischen Militärdiensten stehend, kämpft er für die Befreiung des Landes gegen Frankreich unter Ludwig XIV.

Die ersten Familien kommen aus Südfrankreich, wo Graf de Brohlie ein unbarmherziges Regiment führt. Einige Flüchtlinge haben eine harte Zeit als Galeerensträflinge erlitten. Die ersten Familien heißen Borell, Caton, Cregut, Dufais, Duport, Ferriére, Gilles, Julien, Ladroit, Leget, Razoux, Trollier. Sie erhalten Vergünstigungen und Privilegien (Religionsfreiheit, Bestellung eigener Geistlicher, Entwicklung eines Konsistoriums, einer Kirche, eines Friedhofs, eines Krankenhauses sowie 10-jährige Steuerfreiheit).
In der Neustadt Hildburghausen entsteht die einzige geschlossene Hugenottensiedlung Thüringens mit eigener reformierter Kirche und einem nach kalvinistischen Grundsätzen ausgerichteten Kirchenleben. Die zur Synode Bayreuth gehörende Kirchgemeinde ist bis 1824 eigenständig und hat von 1714 – 1807 eigene Prediger. Zwölf hugenottische Familien siedeln im unteren Teil der heutigen Schleusinger Straße.

Was 150 Jahre zuvor in Frankreich geschehen ist und nachwirkt:
Nach der Bartolomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572, auch „Pariser Bluthochzeit“genannt, findet ein Massaker ungeahnten Ausmaßes gegen die Protestanten statt. Der Künstler François Dubois (1529 – 1584) malt zwischen 1572 – 1584 das folgende Bild, das heute im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne hängt. – Auch im folgenden Jahr und darüber hinaus hat es verzweifelt Kämpfe gegen die Hugenotten gegeben. Selbst das Edikt von Nantes mit den garantierten Sonderrechten der Protestanten sind im 17. Jahrhundert mit der Entwicklung des Absolutismus mehr und mehr aufgehoben wurden, besonders unter der Regierung des Kardinals Richelieu. Unter Ludwig XIV. ist im Edikt von Fonainebleau die Religionsfreiheit aufgehoben worden. Der Druck auf die Protestanten verstärkt sich enorm, zumal es ihnen unter größten Strafandrohungen verboten ist, das Land zu verlassen. 200.00 Menschen fliehen. Frankreich hat großen wirtschaftlichen Schaden erlitten, die Einwanderländer profitieren davon, so eben auch in geringem Maße Hildburghausen.

Bluthochzeit

1711
Das Langhaus der „St. Mauritius“ geweihten Kirche in Marisfeld wird abgebrochen, ein größeres im Barockstil errichtet. Zur Erinnerung lässt der Bauherr neben dem Haupteingang sein Wappen und die Inschrift „Johann Heinrich Marschalk v. Ostheim/MDCCXI D. XIX. Aug./1711 D. 19. Aug.“ anbringen.

1711
Bau der großen Orgel in der „St.-Kilian-Kirche“ in Bedheim durch den „privilegirten Orgelmacher“ Caspar Schippel aus Hildburghausen, beauftragt von Johann Philipp von Heßberg, Kosten: 104 Taler. 1721 kommt die von dem aus Haina stammenden Orgelbauer Nikolaus Seeber erbaute und einzigartige Schwalbennestorgel hinzu.

24. November 1712
Die erste Leichenpredigt wird in der Friedhofskirche Römhild von Superintendent Johann Philipp Grötzner für Johanna Magdalena Saulin, geborene Tittelin, gehalten. Die verwitwete Herzogin des Herzogs Heinrich von Sachsen-Römhild, Maria Elisabeth, lässt kurz vor ihrem eigenen Ableben die Friedhofskirche barock ausmalen. Aus dem 18. Jahrhundert befinden sich acht hölzerne, sieben Sterne sowie eine eiserne Epitaphie bzw. mehrer Grabplatten, die über die Zeit hinweg denkmalpflegerisch bewahrt worden sind.

1712
Seidingstadt wird zur Pfarrei erhoben. Bis 1535 ist es wie Streufdorf Tochterkirche von Eishausen, danach Filiale von Streufdorf. Ursache hierfür ist sicherlich das von 1688 – 1691 errichtete Jagdschloss der Herzöge von Sachsen-Hildburghausen, erbaut von Herzog Ernst (Regierungszeit: 1680 – 1715), das als Sommerresidenz genutzt worden ist.

K Seidingstadt Jagdschloss257

Jagdschloss Seidingstadt („Landséjour“ – „Landaufenthalt“)
Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Hildburghausen und 1792
Geburtsstätte der nachmaligen Therese Königin von Bayern

MILZ

Ausschnitt barocker Orgelprospekt „St.-Maria-Magdalena-Kirche“ in Milz

1713 – 1716
In der „St.-Maria-Magdalenen-Kirche“ in Milz erbaut der Orgelbaumeister Nikolaus Seeber aus Milz die barocke Orgel, die 1852/53 von Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig erneuert sowie umgebaut und 1988 von der Firma Schönefeld aus Stadtilm restauriert worden ist. Der Orgelprospekt ist mit sehr viel Zierwerk, Putten und Engelsfiguren ausgestattet, die großen Pfeifen sind aus Holz gearbeitet.

16. Mai 1714
Herzog Ernst erlässt ein Kollektenpatent zum Sammeln von Spenden in aller Welt zum Kirchenbau für die französischen Flüchtlinge. Der Oberbaumeister und Major Bartholomäus Lucchese sammelt beispielsweise in der Schweiz, der Richter der Kolonie, Jean Debeynne, in Holland, England und Schottland.
Der dem Herzog Ernst 1715 in der Regierung folgende Ernst Friedrich I. stiftet der Pfarrei 200 Taler, 15 Klafter Holz und freie Wohnung. Der französisch-reformierte Pfarrer Johann Caspar Schneider organisiert vor allem in Holland, England, aber auch in Frankreich den beachtlichen Geldbetrag von 4.000 Talern.

14. Dezember 1714
Der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau übernimmt in Käßlitz die Dorfherrschaft, Vogtei und Cent für 2.000 Rheinische Gulden von Ernst Herzog von Sachsen-Hildburghausen.
Käßlitz und Poppenhausen stellen gemeinsam einen Schöffen zum Hochgericht nach Heldburg. – Es gibt würzburgische Ansprüche zur Verwaltung des Zehntanteils. Würzburg setzt einen Lehnsschultheißen ein.

1715
Johannes Meyer hat in Eicha für die St.-Antonius-Kirche eine Bronzeglocke gegossen, sie hat einen Durchmesser von 90 Zentimeter. Sie ziert ein Fries in Form einer Aufreihung von Hänge-Ornamenten. Bei der Elektrifizierung in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist sie beschädigt und vor der Nordseite des Triumphbogens aufgestellt worden. Für das Geläut wird eine gleiche Glocke nachgegossen.

1716
Nach der Renovierung der Leimriether Kirche wird über der Nordtür ein ovales Schild mit folgendem Inhalt angebracht: „Templum exstructum Ao. MDIV Trinit. a. Luth. consecr. A. MDXLII. Princ. Ernesto Friderico regnante reparatum anno MDCCXVI.”
(Der Tempel errichtet im Jahre 1504, der Dreifaltigkeit von Luther 1542 geweiht, unter der Regierung des Fürsten Ernst Friedrich I. erneuert im Jahre 1716).

Die Weihe der Kirche durch den Reformator Luther ist als reine Legende anzusehen. Die Predigt könnte in Zusammenhang mit einer Begegnung mit dem Hildburghäuser Pfarrer Magister Weybringer im Bereich des Möglichen gelegen haben. Die Forschung hierzu ist noch nicht abgeschlossen.

Leimrieth - Ernst Friedrich III Carl

Foto: Hans-Jürgen Salier

Historisch ist es nicht belegt, dass Martin Luther in der Kirche gepredigt und sie 1542 geweiht habe.

1716 – 1720
Vor allem Beschädigungen nach dem Dreißigjährigen Krieg machen es notwendig, dass das Langhaus der Kirche in Reurieth an Stelle eines Vorgängerbaus neu errichtet wird (15,5 Meter mal 9,8 Meter). Im Kircheninnenraum bildet ein Spitzbogen den Übergang vom Langhaus zum Altarraum.

1718 – 1720
Der in Haina 1680 geborene Nikolaus Seeber baut in der Heimatgemeinde die Orgel auf der zweiten Empore auf der Westseite. Zuletzt restauriert worden ist sie zwischen 1993 und 1995 von der Firma Alexander-Schuke-Orgelbau aus Potsdam. Von der alten Seeber-Orgel sind noch zwei Drittel erhalten.

1718 – 1722
Das Langhaus der dem heiligen Antonius geweihten Kirche in Eicha wird neu erbaut. Wertvolle Ausstattungsstücke sind die Kanzel sowie die Sandsteinfigur des Heiligen. Die verzierte Kanzel mit großer Mosefigur darunter in wallendem Mantel und erhobener Rechten mit Stab und mit der linken Hand vermutlich die Gesetzestafeln haltend [abgebrochen], aus der Zeit um 1682 stammend, ist nach dem Abriss der Römhilder Schlosskirche (1843) in Eicha aufgestellt worden. Sie wird Johann Adam Lux aus Neustadt/Saale zugeschrieben, der auch den Hochaltar in der ehemaligen Stiftskirche Römhild geschaffen hat. Er gilt als ein sehr bedeutender Bildschnitzer der Barockzeit.

EICHA

Die Kanzel der Kirche „St. Antonius“ mit der Mosefigur in Eicha hat ursprünglich
in der Schlosskirche in Römhild gestanden
Foto: Bernhard Großmann, 2005

An der Südseite des Triumphbogens ist die Sandsteinfigur des hl. Antonius aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, sie stammt also aus dem Vorgängerbau. In der rechten Hand hält der Heilige eine Glocke, in der linken einen Stab, am rechten Fuß springt ein kleines Schwein empor.
Die Orgel ist in der Werkstatt des Orgelbaumeisters Johann Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig 1845 geschaffen worden.

EICHA

Die Kirche „St. Antonius“ in Eicha, 2005
Foto: Bernhard Großmann

1719
Nikolaus Seeber errichtet in der Kirche „St. Urbanus“ Mendhausen eine Orgel, die mit dem Schriftzug „Lobe den Herren mit Saiten und Pfeiffen, alles was Odem hat lobe den Herren“(Psalm 150,4.6) versehen worden ist. 1850 fertigt der Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig einen Neubau, übernimmt aber den historischen Prospekt. In den Folgejahrzehnten kommt es immer wieder zu Restaurierungen. Besonders bemerkenswert sind die farbigem Prospektpfeifen mit den aufgemalten Gesichtern.

MENDHAUSEN

Mit Gesichtern bemalte Prospektpfeifen der Kirche in Mendhausen.

1719/20
Die Kirche „St. Bartholomäus“ in Stressenhausen wird grundlegend erneuert, beispielsweise das 14 Meter lange und 8,6 Meter breite Kirchenschiff. In der Leibung des Sturzes am westlichen Fenster der Nordfront ist das Wappen von Ernst Friedrich I. Herzog von Sachsen-Hildburghausen (Regierungszeit: 1715 – 1724) und seiner Gemahlin Sophie Albertine (halbe Raute und Stern) eingemeißelt. Am Sturz befindet sich der Name des Werkmeisters: VALDIN GRVBEL (Valentin Grübel). An der Nordseite ist ein schönes Portal mit dorischen Säulen zu sehen, darüber befindet sich die Bauinschrift von 1720. Auf den drei Seiten des Kirchenschiffes sind oberhalb der rechteckigen Fenster ovale Fenster angebracht.
Aus jener Zeit stammt vermutlich der Kirchturm. Dort ist noch ein beschiefertes achteckiges Geschoss mit Rundbogenfenstern und der geschweiften Kuppel aufgesetzt worden, die dem Gotteshaus Stattlichkeit verleihen.

STRESSENHAUSEN

Die „St.-Bartholomäus-Kirche“ in Stressenhausen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

Der Kirchenraum in Stressenhausen ist mit einer Doppelempore an der Nord- und Südseite ausgestattet, die getäfelte Brüstungen aufweisen und auf Pfosten mit korinthischen Stilelementen stehen. Die Empore an der Westseite mit offner Balustradenbrüstung gibt Platz für die Henne-Orgel aus der Zeit um 1800 mit Schnitzerein und blasenden Engeln. Die Kirche ist 1870 und 1890 (Triumphbogen) ausgemalt worden. Bemerkenswert ist die aus Stein gearbeitete von einer starken Mittelsäule getragene Kanzel am Triumphbogenpfeiler aus dem 17. Jahrhundert. Rundbogenblenden und Kreisbogenfriese verleihen ein gediegenes Aussehen, ebenso der Schalldeckel und die Treppenwange (Treppengeländer) am Aufgang der Kanzel. Der Schalldeckel zeigt in den sechs Seiten des Achtecks Engelköpfe an den Ecken, die Evangelistenfiguren und die Figur Christi in der Strahlensonne.

Stressenhausen Kanzel

Schnitzerei an der Kanzel der „St.-Bartholomäus-Kirche“ in Stressenhausen

30. Mai 1719
† Johann Heinrich Thamerus (Thamer)
(* 04.02.1639, Burscheid im Bergischen)
Generalsuperintendent, Pädagoge
Studium im Augustinerkloster Erfurt, Prediger in Aachen und Maastricht, Senior der bergischen Synode. 1698 von Herzog Ernst als Pastor und Hofprediger nach Hildburghausen berufen, seit 1711 der erste Generalsuperintendent. Er verfasst u. a. 1709 Gesetze zur Neuordnung der sich in einem desolaten und sittenlosen Zustand befindlichen Ratsschule. Am 05.04.1714 weiht er das Gymnasium academicum, das im späteren Gadow-Haus in der Schlossgasse (Bachstraße) seinen Sitz hat. Thamerus‘ Bildnis wird 1779 aus der St.-Lorenz-Kirche gerettet und befindet sich in der heutigen Christuskirche. Th. gilt als einer der bedeutendsten Theologen der Region.

1719
Die reformierte Kirchgemeinde der Hugenotten entsteht in der Neustadt in Hildburghausen. Für das kirchliche Leben der reformierten Kirche ist die Synode Ansbach-Bayreuth zuständig und damit unabhängig von herzöglichen Einflüssen. Ihr Geistlicher ist der tatkräftige Jean Caspar Schneider.
„Sie haben einen Prediger, der den Gottesdienst wechselweise in teutscher und französischer Sprache hält, und einen Cantor, der die Kinder der Französischen Glieder informiret, die Teutschen bedienen sich der Stadtschulen“ (J. W. Krauß)

1719
Der Römhilder Orgelbauer Nikolaus Seeber (1680 – 1739) errichtet die Orgel in Marisfeld, die kunstvollen Holzschnitzereien mit zwei Engeln und Wappen aus dem Jahr 1722 des Bildhauers Hans Justus Leib aus Streufdorf. Stifter sind wahrscheinlich die Marschalks von Ostheim und die von Bibra.

1719 – 1724
Die Kirche in Schlechtsart erhält eine Orgel (1719) und eine Sakristei (1720; 1999 Neubau), die Kirchenuhr 1724 einen zweiten Weiser (Zeiger).

Vor 1700 haben die Uhren meist nur einen Zeiger, wie er heute noch in Westhausen zu sehen ist.

26. August 1720
Pater Salomon Frédéric Ullric [auch: Ulrich] (1716 – 1720, Geistlicher in Hildburghausen, später Pfarrer der französischen Kirche in Zürich) und der Kirchenälteste P. Leget schließen mit Hauptmann und Oberlandbaumeister Johann Andreas Bartels und Johann Fischer den Baukontrakt zum Bau der Hugenottenkirche in Hildburghausen auf 2.000 Taler ab. Vorbild für den Tempelbau der Hugenotten („temple neuf“) sind in Montauban zu sehen, der auch in Magdeburg und Erlangen nachgebildet worden ist.

Das südfranzösische Montauban in der heutigen Region Midi-Pyrénées (Département Tarn-et-Garonne), etwa 50 Kilometer nördlich von Toulouse, ist eine Hochburg des Calvinismus.

1720
Bau des Waisenhauses in der Neustadt in Hildburghausen (später als Zuchthaus genutzt, 1831 Irrenhaus, 1867 Lazarett der Garnison der 95er, 1921 Kreiskrankenhaus, heute: Teilgebäude Henneberg-Kliniken GmbH).

1720 – 1736
Georg Feuchter, Stammvater des Geschlechts derer von Feuchtersleben, ist Pfarrer in Bürden.

1721
Nikolaus Seeber (1680 – 1739) erhält das Orgelbauprivileg für das Fürstentum Sachsen-Hildburghausen. In der Kilian-Kirche in Bedheim baut er die in der Welt einmalige Schwalbennest-Orgel über dem Triumphbogen, die mit Manual gespielt werden kann. Gestiftet hat sie Johann Philipp von Heßberg. Mit sieben Registern ist die Orgel über Holzabstrakte (Holzstäbe) mit der etwa 20 Meter entfernten großen Orgel verbunden (7.520 m verlegte Holzstäbe) und vom unteren Manual bespielbar.

Er erlernt den Orgelbau bei Johann Schröder in Themar, komponiert Kirchenkantaten, ist Hofmusikus in Hildburghausen und Lehrer an der Lateinschule in Römhild. Seine Werkstatt befindet sich ebenfalls in Römhild. Insgesamt hat er 56 Orgeln geschaffen (Regionen Würzburg, Bamberg, Hildburghausen, Schleusingen, Römhild und Fulda). Im Umfeld hat er die Orgeln erbaut in Leutersdorf (1718), Marisfeld Kirche „St. Mauritius“ (1719), Haina „Johanniskirche“ (1720), Bedheim „St. Kilian“ (1721) und Schleusingen „St.-Johannis-Kirche“ (1725).

2. April 1721
† Johann Georg Seebach
(* 5. November 1684 in Waltershausen)
1717 Hof- und Stadtdiakon in Hildburghausen, Kirchenlieddichter

„Evangelische Herzensermunterung oder musikalische Texte auf alle Sonn- und Festtage …“
Hanisch, Hildburghausen, 1750)
„Lieder von Zion, über die Sonn- und Festtagsevangelien …“, (Hanisch, Hildburghausen, 1750)„Blumen der Erquickung“, „Leidender und sterbender Jesus“
(alles in Hildburghausen: Gymnasialbibliothek)

21. April 1721
Gründung einer lutherischen Gemeinde in der Neustadt in Hildburghausen, neben den Hugenotten siedeln dort auch Einheimische.
Vorerst bis zum Bau der Waisenhauskirche (1819 Neustädter Kirche, 1920 Apostelkirche) nutzt die lutherische Kirchgemeinde den Kirchsaal des 1720 erbauten Waisenhauses (heute: Teil der Henneberg-Kliniken). Die als Waiseninspektoren angestellten Kandidaten der Theologie halten dienstags und donnerstags Betstunden.
Von 1721 – 1723 ist Johann Samuel Mahn Pfarrer der Gemeinde in der Neustadt.

5. Mai 1721
Grundsteinlegung für die reformierte Kirche in der Neustadt durch Oberbaudirektor Lucchese (heute: katholische Kirche St. Leopold“). Der Herzog schenkt 200 Taler, 15 Klafter Holz sowie freie Wohnung, die Stadt stellt u. a. den Bauplatz zur Verfügung. An Spenden gehen ca. 4.000 Taler ein.
Der aus Zürich stammende Geistliche Jean Caspar Schneider, ein bedeutender reformierter Geistlicher, leitet den Kirchenbau der Französisch-Reformierten Kirche.

Caspar Schneider II616

Caspar Schneider d'Holland615

Geldbriefe aus dem Jahr 1721 aus Leipzig und London
zur Finanzierung des Kirchenbaus mit Kartierungs-, Franko- und Transitvermerken („D’Holland“ – Brief aus London
Sammlung Hans-Jürgen Salier)

21. Juli 1721
† Amandus Gotthold Fehmel (Dr. theol.), Hildburghausen
(* 30.07.1688, Leipnitz)
Theologe, Gymnasialdirektor
Einer der begabtesten Theologen in der Geschichte der Stadt, 1712 Direktor der vom Domkapitel Brandenburg errichteten Ritterakademie, in Hildburghausen Direktor desGymnasiums academicum, promoviert auf Kosten des Herzogs, seit 1719 Generalsuperintendent.

1721 – 1722
Bau des Pfarrhauses der reformierten Kirchgemeinde in der Neustadt (Schleusinger Straße 19), das sogenannte Claparédische Haus. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnen die Geistlichen im Waisenhaus. Der Pfarrer zieht erst 1746 ein (heute: Sitz der Superintendentur Hildburghausen-Eisfeld). Über der Tür sind bourbonische Lilien eingemeißelt.

„Sie haben einen Prediger, der den Gottesdienst wechselweise in teutscher und französischer Sprache hält, und einen Cantor, der die Kinder der Französischen Glieder informiret, die Teutschen bedienen sich der Stadtschulen.“
(Nach: Johann Werner Krauß)

13. Dezember 1721
Reskript. Die Gemeinde Wallrabs kommt zur neugegründeten Neustädter Pfarrei, Birkenfeld und die Vorstädte verbleiben bei der Stadtkirche (Christuskirche).

31. Juli 1722
Weihe des Hugenottentempels der Französisch-Reformierten Kirche (heute: katholische Pfarrkirche St. Leopold).
Das sich von Westen nach Osten erstreckende Oktogon (Achteck) hat für die kleine Gemeinde die stattlichen Maße von 22 m Länge, 14 m Breite, 9 m Höhe, 355 m² Grundfläche, 20 m Dachfirsthöhe, 27 m Turmhöhe bis zum Turmknopf. Der Schlussstein neben dem Südportal hat das herzogliche Wappen mit den Initialen E. F. (Ernst Friedrich I.).
Der Kirchweihpredigt des Pfarrers Jean Caspar Schneider folgt kein Mitglied des herzoglichen Konsistoriums, lediglich der Französisch-Professor des Gymnasiums academicum ist anwesend.
Bis zum Zeitpunkt wird der Gottesdienst in einem Privathaus gefeiert, die Sakramente werden in der Hofkirche vollzogen.
Erste Geistliche sind: Philipe Cregut (1714), Salomon Frederic Ullrich (1716 – 1721), Jean Caspar Schneider (1721 – 1728).
Der Altar steht in der Mitte, um ihn herum befinden sich in Kreisform die Bänke, die Orgel ist über dem Ostportal angebracht, die Empore reicht rings um das Kircheninnere.

1722
Die Kapelle in Holzhausen wird zur Pfarrkirche erhoben und in großen Teilen neu erbaut, seit 1529 ist sie Filial von Heldburg gewesen. Die Pfarrei besteht bis Ende des 19. Jahrhunderts. 

1722/23
Mit der Bitte der Bewohner Gießübels (heute Ortsteil von Schleusegrund) an Ernst Friedrich I. Herzog von Sachsen-Hildburghausen (1681 – 1724), eine Kirche zu errichten, wird das Gotteshaus im Barockstil in der originalen Anlage von 21 Meter mal 16 Meter erbaut und auf den Namen „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht. Das Gotteshaus hat die Form eines Oktaeders und Verstärkungen an den Ecken, die als Strebepfeiler hervortreten. Große Eingangsportale befinden an der Nord- und Westseite. Die Stein- bzw. Fachwerkwände sind um 1900 verschiefert worden. In der Mitte trägt das längsseitig gewalmte Satteldach einen achteckigen Arkadenaufsatz. Die Kuppel hat einen vergoldeten Turmknopf mit Wetterfahne als Abschluss.
Gießübel gehört zu den Kirchen, in denen der bekannte Hildburghäuser Orgelbaumeister Johann Christian Dotzauer im Jahr 1748 eine Orgel errichtet.

4. Mai 1724
Ein Edikt des französischen Königs Ludwig XV. bedroht die Ausübung einer anderen Religion als die römisch-katholische mit der Galeeren- bzw. Todesstrafe. Chronisten berichten, dass einzelne Jugendliche aus den inzwischen in Hildburghausen ansässigen französischen Familien (Hugenotten) heimlich und unter Lebensgefahr ihre einstige Heimat und die Orte ihres Glaubens in Südfrankreich aufgesucht haben.

1724 – 1824
Im Zeitraum erfolgt „Das allmähliche Zusammenschmelzen der Hugenotten-Kolonie“:

„Zur selben Zeit, als sich hiesige Französisch-Reformierte ihres neuen Tempels und an der freien Ausübung ihrer Kultur erfreuten, flammte in ihrer Heimat der Protestantismus wieder auf, wie man es nach den bestehenden Edikten und den harten Verfolgungen nie für möglich gehalten hatte. Doch: „Freilich, der Sturm ward dort bald wieder entfesselt, als das königliche Edikt vom 4. Mai 1724 die Ausübung jeder anderen Religion als der römisch-katholischen, abermals mit Galeeren und Todesstrafe bedrohte …“ Gerade die Jugend, als die eigentlichen Nachfolger der in Hildburghausen angesiedelten Hugenotten, zog es vor – sei es aus Idealismus oder jugendlichem Kampfgeist – bei Fackelschein und steter Lebensgefahr am Gottesdienst in ihrer Heimat teilzunehmen, an jenen Stätten, die, wie die Grotte la Boite á Cailloux bei Roissel in der Picardie und die Baume des Feé in den Cevennen, später als „assamblées du desert“ in die Geschichte eingingen.

Es waren also auch Nachwuchssorgen, die die Hildburghäuser Hugenotten-Kolonie langsam zusammenschmelzen ließen, so dass letztlich nur noch acht Franzosen übrig geblieben waren, die allerdings schon in konfessionsverschiedenen Ehen lebten. Weitere Gründe für den siechenden Kirchenbestand werden unterschiedlich betitelt. 1713 beklagte der einstige Pfarrer und Hofprediger Caspar Schneider, daß unsittlicher Neid, Haß, Uneinigkeit und Zänkerei, die unaufhörlich unter den Gemeindemitgliedern herrschten, die Ursachen des Gemeindeverfalls seien. 1732 befindet Pfarrer d’Hôspital, dass seit sieben Jahren schon mehrere Kolonisten aus reinem Eigensinn abgezogen seien. Armin Human wiederum beschreibt in seinen regionalgeschichtlichen Werken, dss das leicht entzündliche französische Temperament und die sittliche Verwahrlosung, der die Franzosen in den letzten Jahren ihres Aufenthaltes und Umherirrens ausgesetzt waren, grundlagend für den Kirchenruin seien. „Fieberhafte Unruhe, Dünkel und Oppositionssucht gegen die Stammesgenossen, wie gegen Insassen der neuen Heimat, waren jetzt das Charakteristikum der Réfugies. Untereinander oft uneins, sonderten sie sich möglichst von den Deutschen ab und kämpften oft leidenschaftlich um die Verwirklichung ihrer Privilegien.“

Wahrscheinlich waren all jene soziologischen und geschichtlichen Gegebenheiten Ursachen für das Zusammenschmelzen der hiesigen Kolonisten-Gemeinde. Die wenigen Französisch-Reformierten, die es noch gab, „unirten“ sich am 1. November 1824 mit der lutherischen Neustädter Gemeinde, so daß die Erhaltung eines eigenen Gotteshauses nicht mehr notwendig war.“

(Patricia Erben: Die Katholische Pfarrgemeinde St. Leopold und die Geschichte ihres Gotteshauses. – 1998, S. 11 f.)

1725 – 1729
Die Hallenkirche der „Johanniskirche“ in Schleusingen wird teils abgerissen und von Grund auf neu als protestantischer Predigtsaal gebaut. Die Ägidienkapelle, seit 1566 Grablege der Grafen von Henneberg-Schleusingen, ist in das 21,4 Meter lange und 18 Meter breite Kirchenschiff integriert worden. Die Kirche hat umlaufende dreigeschossige dreiseitige Emporen und insgesamt etwa 800 Sitzplätze, die 3. Empore hat kein Gestühl. Die Orgel wird 1726 von Nikolaus Seeber aus Römhild erbaut. Erster Gottesdienst ist am 6. Januar 1727.

SCHLEUSINGEN

SCHLEUSINGEN

In der Kirche „St. Johannes der Täufer“ in Schleusingen wird bei der grundhaften Innenrenovierung die barocke Einheit wieder hergestellt. Der Blick wird auf das in Weiß und in Grün gehaltene und mit viel Blattgold verzierte Zentrum konzentriert.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1725
Der Vorgängerbau der heutigen „St.-Matthäus-Kirche“ in Lindenau, von der heute der genaue Standort unbekannt ist, wird einer gründlichen Renovierung unterzogen. Die Emporen werden ausgebessert und die Kirchendecke gewölbt, zudem wird ein Jahr später die neue Orgel geweiht.

1728
Prinz Joseph Maria Friedrich Wilhelm Hollandinus (1702 – 1787), 1727 zum katholischen Glauben konvertiert. Er ist der Sohn des protestantischen Herzogs Ernst, Stifter des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen. Er durchläuft in den folgenden Jahren eine große militärische Karriere unter Kaiser Karl VI. und Kaiserin Maria Theresia als kaiserlicher Generalfeldmarschall und Reichsgeneralfeldmarschall. Er gehört zu den bedeutendsten Fürsten seiner Zeit.

1728
Der Turm der Bedheimer St.-Kilian-Kirche wird erhöht und mit der schieferverschlagenen dreifachen Zwiebel mit Arkaden versehen, wie sie sich heute noch präsentiert.

BEDHEIM

„Kilian-Kirche“ in Bedheim.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1730 – 1742
Die baufällig gewordene Kirche in Dingsleben wird 1740 abgerissen. In diesem Zeitraum wird im Zentrum des Ortes unter Verwendung des Steinmaterials der Vorgängerkirche am Friedhof wegen des Straßenverlaufs in ungewöhnlicher Nord-Süd-Ausrichtung das neue Gotteshaus errichtet. Der Barockbau ist St. Nicolaus und St. Margarete geweiht. Das Kirchhaus ist 17,5 Meter lang und 9,5 Meter breit.
An der vorderen Eingangstür ist eine Kartusche (1992 erneuert) mit lateinischer Inschrift angebracht, die an die beiden Landesväter von Sachsen-Coburg-Saalfeld erinnert: Christian Ernst und Franz Josias. Ab 1826 kommt Dingsleben bei der letzten ernestinischen Erbteilung zum Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen.
Der Altarraum ist mit Balustern und Pfeilern verzierten Chorschranken vom Kirchenraum abgetrennt, die Lesekanzel steht in der Mitte zwischen den Schranken, dahinter der Taufstein.
Der Turm trägt eine achteckige Zwiebelkuppel mit Tabernakel-Aufsatz sowie eine Zwiebelkuppel mit schlanker Spitze. Im Turm hängen drei Bronzeglocken, die dritte ist 1999 für eine für Rüstungszwecke im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene ins Geläut gekommen. – Die beiden kleineren im 18. Jahrhundert in Coburg gegossenen Bronzeglocken sind von ausgesprochener Schönheit und historisch äußerst wertvoll.
Im Erdgeschoss des Turms der Kirche „St. Nicolaus und St. Margarete“ findet sich u. a. die Inschrift aus dem 1. Buch Mose 28,17: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels.“

DINGSLEBEN

Kirche „St. Nicolaus und St. Margarete“ in Dingsleben.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1730
Die Kirche in Grub im Kleinen Thüringer Wald hat den Dreißigjährigen Krieg überstanden und wird wegen Baufälligkeit knapp hundert Jahre später eingelegt.

1730
Der Eisfelder Superintendent Johann Werner Krauß weiht die in Schnett neu erbaute Kirche „St. Oswald“.

1731
In die Kirche „St. Veit“ in Crock wird in die oberste Empore die zweimanualige Orgel mit 14 Registern des Orgelbaumeisters Johann Christian Dotzauer (1696 – 1778) aus Hildburghausen eingebaut. Zudem finden umfangreiche Erneuerungen unterschiedlichster Gewerke statt. Nicht nur die Innenausmalung stammt von dem Kunstmaler Stamm aus Hildburghausen, sondern auch das Lutherbild.

19. Juli 1731
Der Grundstein für die Kirche „Zur Ehre Gottes“ in Grub wird gelegt, die an Stelle der 1730 abgerissenen baufälligen Kirche an der Straße in Richtung Oberstadt erbaut wird (Weihe 15.11.1736), die erstmals 1511 bezeugt worden und die dem heiligen Jakob gewidmet ist. Die kleine 8,8 Meter mal 7,2 Meter große Kirche unterscheidet sich optisch kaum von einem Wohngebäude, wenn nicht ein beschieferter, vierseitiger barocker Dachreiter mit achtseitigem Arkadenaufbau und Schweifkuppel die Aufmerksamkeit erregte, die eine einzige im Jahr 1921 gegossene Bronzeglocke im Durchmesser von 60 Zentimeter und einer Höhe von 50 Zentimeter mit der Inschrift „GEWIDMET VON DER GEMEINDE – FRIEDE MIT IHR“ trägt. Grub ist ein Filialort von Themar gewesen und später von Bischofrod.
Das Kirchlein bietet 100 Sitzplätze für das etwa 160 Einwohner zählende Dorf.

BISCHOFROD

Taufstein in der Kirche von Bischofrod, aus der dem heiligen Antonius geweihten Vorgängerkapelle. Von der alten Ausstattung ist nur der Taufstein erhalten, ein Halbkugelbecken mit Rundbogenfries und vier Kreisen, in denen ein Stern, zweimal das Kreuz und eine achtblättrige Rose stehen. Der runde dünne Säulenschaft ist mit Ringen umlegt. Die kunsthistorisch unwichtige Bemalung stammt aus jüngerer Zeit.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1731
Die Kirche „Zur Krippe Christi“ in Westenfeld wird grundlegend und prägend umgebaut. In der einschlägigen Literatur wird davon ausgegangen, dass 1731 das Erbauungsjahr sei. Zwischen den an der Südseite befindlichen zwei kleinen Fenstern befindet sich die mit Ohren versehenen Haupttür, oben sind drei Fenster. An der Südtür ist eine lateinische Inschrift auf einer mit einem Engelskopf verzierten Kartusche mit dem angeblichen Erbauungsjahr 1731 und dem Regenten angebracht, ferner der Psalm 48 Vers 10: „Gott, wir gedenken Deiner Güte in Deinem Tempel.“ Auf einer anderen Kirchentür auf der Westseite ist ein Stein mit der hennebergischen Henne vermauert.
Der den Turm tragende Chor hat eine Länge von 4,3 Meter und eine Breite von 4,6 Meter. Die nördlich gelegene Sakristei ist 4,9 Meter lang und 4,3 Meter breit, das Langhaus 15 Meter lang und 9,3 Meter breit.
Der Innenraum ist weitestgehend barock ausgestaltet. Der Taufstein aus dem 16. Jahrhundert stammt aus der Vorgängerkirche. Die Kanzel steht am südlichen Triumphbogenpfeiler mit einer Wendeltreppe aus dem Jahr 1731. Rechts der Kanzel hängt ein großes Gemälde des Reformators Martin Luther mit einem großen weißen Schwan.

Der Schwan ist nicht das Wappentier Luthers, wie immer wieder beschrieben wird. 1531 äußerte Luther zu einem kaiserlichen Edikt: „Johannes Hus hat von mir geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schrieb, sie werden jetzt eine Gans braten („Hus“ bedeutet tschechisch „Gans“). Aber in hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden. Da soll es auch bleiben, wenn Gott will.“ – Wie an anderer Stelle dargestellt, wird Jan Hus trotz Zusicherung eines freien Geleits während des Konzils in Konstanz im Jahr 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das Symbol des Schwans ist auf Luther übertragen worden. Nach Luthers Tod verbreitet sich das Motiv mit dem Schwan auf Gemälden, Ausmalungen in den Kirchen, bei Skulpturenschmuck, selbst als Wetterhahn auf einigen Kirchturmspitzen.

WESTENFELD

Kirche „Zur Krippe Christi“ in Westenfeld,
rechts neben Triumphbogen und Kanzel das Luther-Bild
Foto: Bernhard Großmann, 2005

2. – 10. August 1732
Salzburger Emigranten, die wegen ihres protestantischen Glaubens von Erzbischof Graf Firmian ihrer Heimat beraubt werden, ziehen auf dem Weg ins Preußische durch das heutige Kreisgebiet: 02.08. sind es 800 Personen, 05.08. 940 aus Richtung Schleusingen, 10.08. von Bamberg 894. Der armselige Tross wird jeweils ein bis zwei Tage verpflegt und genießt den Schutz der Einheimischen. Etwa 20 Personen verbleiben in Hildburghausen.Ein Teil der Salzburger Emigranten zieht über Römhild ins Preußische.
Das Trauregister in Hildburghausen vermerkt: „Georg Thurner, ein lediger Gesell oder Bua nach ihrer Sprache und Salzburgischer Emigrant, ist auf unterthänigstes Nachsuchen iussu Serenissimi (auf Befehl des Herzogs, d. Verf.) von mir in der Stadtkirchen mit seiner Verlobten Maria Reißlin, auch noch ledigen Standes bey ihrem Durchmarsch am 5. August öffentlich, unserer löblichen Kirchsordnung gemäß, getraut und in den heil. Ehestand eingesegnet worden. Beyder Personen sind aus Radstatt, einem Salzburgischen Stättlein 10 Meilen hinter Salzburg.“

1733
Peter Seeber, der Bruder des ebenfalls in Haina geborenen Orgelbauers Nikolaus, stiftetden in Mellrichstadt gefertigten bemerkenswerten Altar für Haina. Es ist überliefert, dass Peter Seeber in London zu großem Ansehen als „großbritannischer Oberconditor“ gelangt ist.

In Lehfeld/Voss, S. 379 f. ist der Altaraufbau ausführlich beschrieben:
… im Barockstil gross und kühn aufgebaut, eine Art Säulenbau ohne geschlossene Rückwand. An den äusseren Ecken sowie an den Winkelbrechungen steigen zunächst frei korinthische Säulen auf hohen, zweifach übereinander gestellten, mit Blattwerk geschnitzten Postamenten auf. Die an den Winkelbrechungen stehenden Säulen sind vor Pfeiler gestellt. Diese Säulen fassen die an den Schrägseiten stehenden grossen Figuren des Petrus und Paulus ein, welche auf kräftigen, zwischen den oberen Postamenten vortretenden Consolen stehen. An der geraden Wand dicht hinter dem Altar steigen bis zu gleicher Höhe mit den Säulen schmale Streifen mit lorbeer-verzierten Wülsten auf, oben in einem flachen Kleeblatt-Bogen zusammenschließend. In der so gebildeten Mittel-Oeffnung ist auf einem geschweift geschnitzten Balken der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes aufgestellt. Die aussen stehenden korinthischen Säulen sind mit den Pfeilern durch reiches Gebälk verbunden. Bei dieser frei spielenden Umgestaltung der tektonischen Gesetze konnte der Verfertiger des Altarbaues auch stilwidrig um des Effektes will auf die Ecksäulen die Stücke eines gebrochenen Flachbogen-Giebels so setzen, dass sie der Quere nach auf dem Gebälk aufruhen. Auf dieselben setzte er Engel mit Palmzweig bezw. Kranz in den Händen. Ferner verkröpfte er das Gebälk so, dass es nur an den inneren Säulen vor den Pfeilern vortritt; hierdurch gewann er das Gebälk über diesen inneren Säulen als kräftige Grundlage für den Oberbau, ein 2. Geschoss, das nur über der Altar-Rückseite aufsteigt. Dieses ist mit korinthischen Säulen rechts und links versehen, welche Gebälkstücke und die Anfänge eines gebrochenen Flachbogen-Giebels mit Engelsfiguren tragen. Zwischen den oberen Säulen entsteht durch das an der Rückwand aufsteigende Brettwerk, welches oben und unten flachbogig ausgeschnitten ist und als Umrahmung dient, nochmals eine grosse Oeffnung, in welcher die Figur eines segnenden Christus mit der Siegesfahne Platz hat. Darüber zwischen den Giebelstücken steht ein Schild mit der Widmungs-Inschrift (mit manchem T statt D): IN HONOREM S.SANCTAE TRINITATIS D.PATRIS FILII SPIRITUS S.ET MEMORIAM SEMPITERNAM AUTORIS SEU FUNTATORIS HUIUS ARAE D.PETRI SEBERI LONTINI MORTUI ANNO MDCCXXXIII ERECTAE (Zur Ehre der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes und zum immerwährenden Gedächtnis des zu London verstorbenen Peter Seber, des Urhebers oder Stifters dieses im Jahre 1723 errichteten Altares). Darüber der Jehova-Name in einer Strahlensonne.

HAINA

Der von Peter Seeber, London, 1723 gestiftete Altar
in der Kirche „St. Johannes des Täufers“ in Haina
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1734
Die St.-Niclas-Kapelle in Hildburghausen, die bei der 1. Generalvisitation 1528 zum Abriss freigegeben wird, dient bis zum Zeitpunkt als Seuchen- und Aussätzigenhaus. Ernst Friedrich II. Herzog von Sachsen-Hildburghausen lässt das Gebäude abreißen. Das Baumaterial wird für die Waisenkirche in der Neustadt (heutige Apostelkirche) verwendet.

1734
Die „St.-Oswald-Kirche“ in Zeilfeld erhält ein neues Kirchenschiff in den Ausmaßen des Langhauses von 12,7 Meter mal 8 Meter. Der nahezu quadratische Turm ist 4,4 Meter lang und 4,3 Meter breit und die nördlich sich befindende Sakristei 3,5 Meter mal 3,2 Meter. Der dominante gotische Turmbau ist über einem Chorgesims noch durch ein Gesims in zwei Abteilungen geteilt. Beim Neuaufbau der Kirche sind Teile des Vorgängerbaus eingearbeitet worden, die durchaus wehrhaften Charakter besitzen, die Schießscharten können im Kirchturm noch nachgewiesen werden. Historisch ist nicht überliefert, ob die Kirche je als Wehrkirche zur Verteidigung der Einwohner genutzt worden ist. Da hatte das Gleichberggebiet wesentlich bessere Verteidigungsmöglichkeiten bzw. hat genügend Rückzugsfläche für die dort lebende Bevölkerung geboten.

ZEILFELD

Kirche „St. Oswald“ in Zeilfeld.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1738
In Suhl wird das Buch des Stressenhäuser Pfarrers, Magister Johann Wilhelm Pistorius, gedruckt:
Der Entlarvte H. Christ, Das ist: Deutliche Erörterung des schändlichen Unfugs, welches um die Heil. Weihnacht-Zeit an manchen Orten getrieben zu werden pflegt.

Das 122-seitige Buch ist an die Bürgermeister und Stadträte von Hildburghausen und Eisfeld gerichtet. Es zieht gegen die sog. Nikolausumläufe und Weihnachtsaufzüge und den christlich verbrämten Mummenschanz zu Felde.
Selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird oft ein ähnliches Treiben zu den Jahreszeiten oder Festtagen begangen. Meist ist es tatsächlich übler Mummenschanz und Schabernack, der bis hin zum Kult tendiert. Die oft rüden und vielfach mit Alkoholexzessen verbundenen Festivitäten werden heute auch in den Medien mitunter noch als pflegenswertes Brauchtum beschrieben und gefördert. Mit wahrem Brauchtum bzw. Volkskultur haben sie aber wohl kaum im 21. Jahrhundert etwas zu tun.

1737/38
Das innere Erscheinungsbild der „St.-Marien-Kirche“ in Roth wird wesentlich in diesen Jahren geprägt. Die zwei Emporen und der blaue Himmel werden eingezogen und Christian Dotzauer erbaut die Orgel, die aber 1870 von Theodor Kühn aus Schmiedefeld am Rennsteig erneuert bzw. umgebaut wird. Ein besonderer Blickfang ist die von Christian Schick gestiftete Kanzel am südlichen Triumphbogen, der Streufdorfer Bildhauer Hermes Just hat sie gestaltet.

1739/40
Die Kirche in Linden wird grundlegend restauriert und erhält ihr heutiges Aussehen.
Günter Stammberger beschreibt das Gotteshaus, vor allem in der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts, ausführlich:
Die beiden Emporengeschosse an der Nord- und Südseite des Kirchenhauses, aber auch an der Westseite, wo dann 1863 die neue Orgel vermutlich vom Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld aufgestellt wurde, dürften damals entstanden sein.
Die alte Orgel wurde somit im 19. Jahrhundert mitsamt der Empore aus dem Altarraum entfernt und dieser neu gestaltet sowie mit einem Sterngewölbe versehen. In der Mitte der Langhaus-Südseite befindet sich die Eingangstür mit einer auf das Jahr 1739 bezogenen Bauinschrift. Der Kirchturm wurde 1887 neu erbaut und den Bauformen des Kirchenhauses geschickt angeglichen. Als Abschluss trägt er die Nachbildung einer kleinen und großen barocken Haube, einer doppelten Zwiebel mit Arkaden bzw. Laterne und aufgesetzter Turmzier. Er birgt die beiden Eisenhartgussglocken von 1956 sowie die Sterbeglocke aus Bronze, die im 16. Jahrhundert gegossen wurde.

LINDEN

Die Kirche in Linden ist von 1993 bis 1998 –
vor allem der Sandstein – ist grundhaft saniert worden.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

Im Innern der Kirche überrascht die schlichte Gestaltung. Von den roten Steinfliesen des Fußbodens heben sich die unbemalt gebliebenen Holzeinbauten mit der feingegliederten Architektur der Emporen besonders ab und verleihen dem hohen Kirchenraum einen warmen Ton. Die Chorschranken, in der Mitte sich die „Lesekanzel“ befindet, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die zwei großen Holzfiguren an der Chor-Ostseite, Engel mit Kelch bzw. Kreuz, könnten aus dem verschwundenen Lustschloss „Merzelbach“, des Herzogs Heinrich von Sachsen-Römhild (gestorben 1710), stammen.
Der Taufstein trägt neben einer biblischen Inschrift die Jahreszahl 1707. Die Kanzel am südlichen Triumphbogenpfeiler, um 1710 aus Holz gearbeitet,, ist der reichste Schmuck der Kirche. Sie ruht auf einer großen Mosefigur. An ihrer Brüstung findet man als Figuren: Christus mit Weltkugel in der Hand und die vier Evangelisten, ausdrucksvoll geschnitzt und unbemalt gelassen. Auf dem Schalldeckel erhebt sich in der Mitte der österliche Christus als der Auferstandene, umgeben von Engeln, die in ihren Händen Hammer, Nägel, Leiter usw. als die „Marterwerkzeuge“ der Leidenszeit des Herrn tragen.

LINDEN

Der reiche Schmuck der Kirche in Linden:
Die auf einer Mosefigur ruhende Kanzel, ausdrucksvoll geschnitzt und unbemalt.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1740
Der Turm der Häselriether Kirche bekommt sein heutiges Aussehen (eine doppelte Welsche Haube), er wird um 15 Henneberger Fuß erhöht (Turmoberbau). Die Arbeiten werden von einem Hildburghäuser Zimmermann ausgeführt. Der Kirchturmknopf wird am 17.06.1741 aufgesetzt.

1740 – 1746
Bau und Weihe (16.09.1746) der jetzigen Kirche in Bischofrod, der 1262 erstmals erwähnten, aber vermutlich um 900 entstandenen Ortschaft im Kleinen Thüringer Wald. Sie steht auf einer kleinen Anhöhe am Dorfrand neben dem Friedhof. Es handelt sich um einen verschieferten (1863 und 1900) rechteckigen Fachwerkbau in den Grundmaßen vierzehn Meter mal zehn Meter. Der achteckige Kirchturm hat eine achteckige Turmhaube. Von den einst zwei Glocken ist nur noch die von 1890 vorhanden, weil die andere im Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgegeben worden ist. Die vorhandene elektrisch betriebene Glocke trägt in Versalien die Inschrift:

„LAEUTE GLOCKE LAEUTE FRIEDEN,
LAEUTE RUH IN JEDES HERZ
ENDET EINST MEIN TAG HIENIEDEN
LAEUTE DU MICH HEIMWAERTS“

Der Vorgängerbau ist eine dem heiligen Antonius gewidmete Kapelle gewesen. Ältestester Bestandteil der Innenausstattung ist der spätromanische Taufstein aus hellem Sandstein. Heinrich Bergner beschreibt ihn 1901 in seinem Band zu den Bau- und Kulturdenkmälern im Kreis Schleusingen: „Von der alten Ausstattung ist nur der Taufstein erhalten, ein Halbkugelbecken mit Rundbogenfries und vier Kreisen, in denen ein Stern, zweimal das Kreuz und eine achtblättrige Rose stehen. Der runde dünne Säulenschaft ist mit Ringen umlegt.“
Bischofrod ist bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Filial der Pfarrei Lengfeld.

BISCHOFROD

Kirche von Bischofrod im Kleinen Thüringer Wald.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1740
Die Kirche in Gerhardtsgereuth erhält ihre jetzige Gestalt. Über dem barocken Portal auf der Südseite ist die Jahreszahl vermerkt. Das Kirchenschiff und der Fachwerkgiebel werden deutlich vergrößert, genau 100 Jahre später erfolgen weitere sichtbare Sanierungen und Renovierungen. Die Emporen werden verändert sowie am Triumphbogen ein Kanzelaltar errichtet. Um 1840 wird gegenüber dem Altar auf der Empore eine Orgel eingerichtet, vermutlich stammt sie von dem Schmiedefelder Orgelbaumeister Michael Schmidt (um 1840), die von der Schleusinger Firma Kühn 1920 erneuert worden ist. Der Rokoko-Taufstein mit Monogrammen ist aus dem Jahr 1742, das Altarkruzifix, gestiftet von Johann Adam Hörnlein aus dem Jahr 1745. – Kirche und Schule für Neuendambach befinden sich in Gerhardtsgereuth.

1741
Die von Johann Ernst Döhring erbaute wertvolle Orgel, für die eine Empore an der Ostwand der Kirche zu Gleichamberg eingezogen worden ist, hat man inzwischen saniert. An ihr sind durchbrochen geschnitzte Einfassungen und Engelsfiguren zu sehen. Überhaupt ist die Innenausstattung vorwiegend in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorgenommen worden. Einige biblische Gemälde der ersten Empore sind einem Brand bei Kampfhandlungen mit US-amerikanischen Truppenverbänden im April 1945 zum Opfer gefallen.

GLEICHAMBERG

Die Kirche „St. Nikolaus“ oder „St. Alban“ in Gleichamberg
mit Altar, Kanzel und ihrer farbenfrohen Ausgestaltung.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1742
Weihe der neuen Kirche „St. Nikolaus“ und auch „Ruhe Gottes“ in Käßlitz. Grundsteinlegung 01.07.1738, Baukosten: 1.200 Taler. Über dem Haupteingang steht„SOLI DEO GLORIA ANNO 1738“ („Dem alleinigen Gott die Ehre …“ oder „Gott allein zur Ehre …“).
Die schmucke Bauernkirche hat ein harmonisches Geläut, die drei Bronzeglocken von 1897 sind im Zweiten Weltkrieg für Waffen eingeschmolzen worden, die heutige kleine Glocke stammt aus dem Jahr 1946, die mittlere und die große aus dem Jahr 1964. Der Turm steigt über dem vier mal vier Meter Altarraum auf. Der gedrungene zweigeschossige Turm in Form einer Zwiebel verjüngt sich nach oben in einer Laterne mit aufgesetztem Turmknopf und Wetterfahne.

KÄßLITZ

Kirche „St. Nikolaus“ oder auch „Zur Ruhe Gottes“
Foto: Bernhard Großmann, 2005

10. März 1745
* Johann Emil Kisselstein, , Hildburghausen
(† 25.02.1826, Behrungen)
Diakon in Ummerstadt, Pfarrer in Lindenau, Adjunkt in Behrungen (1812)

Lied: „Menschenliebe, Heil und Segen“. In: Hildburghäuser Gesangbuch von 1808.

1745
Ein Blitzschlag macht in die „Friedenskirche“ in Veilsdorf größere Reparaturen notwendig.

1746

Bis zum Zeitpunkt wohnt der Geistliche der Neustädter Gemeinde in Hildburghausen im Waisenhaus und bezieht nun das Haus von Pierre Claperéde. Anfangs ist dort eine Porzellanfabrikation untergebracht, die aber keinen wirtschaftlichen Erfolg hat. Heute ist das Gebäude Sitz der Superintendentur Hildburghausen-Eisfeld, (Schleusinger Straße 19).

17. Dezember 1746

† Johann Christoph Hommel, Hildburghausen
(* 13.09.1685, Weißenfels)
Theologe
Inspektor des theologischen Seminars in Eisenach, Generalsuperintendent in Hildburghausen. Er macht in seiner Zeit von sich Reden, weil er einen Juden, eine Jüdin und den aus einer dänischen Kolonie in Südamerika stammenden Hofmohren zum Evangelium bekehrt und getauft hat.

19. Juli 1747
Die von den Gebrüdern Karl Leberecht und Christian Albrecht Truchseß von Wetzhausen, Herren zu Oberlauringen, Altenmünster und Schweickershausen, erbaute barocke Kirche in Schweickershausen auf dem Schlosshügel wird geweiht, eine Chorturmkirche mit einbezogenem turmtragenden Chorraum. Karl Leberecht Truchseß von Wetzhausen († 1749) ist Ritter-Rat und Fürstlich-Sächsischer Kammer-Junker. Seit 1704 hat das kleine Gutsdorf eine eigene Pfarrei, vorher pfarrte der Ort in das benachbarte Hellingen. Ältestes kulturhistorisches Zeugnis der Kirche ist ein Grabstein aus dem Jahr 1552. – Die Vorgängerkirche hinter dem Schloss ist 1485 von Martin Truchseß zu Wetzhausen erbaut worden.

1747
Rainer Axmann, Pfarrer und Historiker zur Kirchengeschichte, hat in seiner 1998 erschienenen Arbeit „Aus der Geschichte der Stadt Ummerstadt und ihrer Kirchen“, S. 6 f., den Neubau der Ummerstädter Kirche beschrieben: „Bereits Ende der 30er Jahre begannen die Planungen für den Um- und Neubau des Kirchenschiffes. Unter dem 21. August 1739 legten Bürgermeister und Rat der Stadt eine erste detaillierte Specification für die erforderlichen Kosten vor. Für 1072 Taler sollte das Kirchenschiff um 12 Schuh (ein Schuh ca. 30 cm) länger und 8 Schuh höher gemacht und dabei von Grund auf neue Mauern an die alte Kirche aufgeführt werden. Der Turm sollte unverändert bleiben. Noch im Mai 1743 wird die Kirche als „sehr schlecht, allzu klein und dunckel“ geschildert.
Als Entwurf für den Neubau erbat sich Hildburghausen Anfang Dezember 1744 vom Consistorium in Coburg die Pläne der Kirche zu Unterlauter (Lautertal, Lkr. Coburg), die Ende Oktober 1744 eingeweiht worden war.
Coburg sandte Anfang 1745 die Pläne zu, allerdings den ersten Entwurf für die Unterlauterer Kirche (von Johann Georg Brückner II), für die ursprünglich gedoppelte Fenster vorgesehen waren. Nun kamen sie in Ummerstadt in leicht veränderter Weise doch noch zur Ausführung.
Obwohl erst im Frühjahr 1746 noch die Finanzierung, insbesondere der Beitrag der sich längere Zeit sträubenden Colberger, geklärt werden konnte, war bereits am 2. August 1745 der Grundstein für das neue Kirchenschiff gelegt worden. Im Oktober 1746 wurde die Kirche aufgerichtet. Am 6. Oktober 1747 suchte die damalige regierende Herzogin Caroline von Sachsen-Hildburghausen (1700 – 1758) Ummerstadt auf, um sich von dem Fortschritt des Neubaues selbst ein Bild zu machen; sie hatte von 1745 – 1748 die Vormundschaft für ihren Sohn Herzog Ernst Friedrich III. Carl inne.
Die Bauleitung hatte Meister Andreas Bader von Sternberg (bei Bad Königshofen). Die Familie Bader tritt als Maurer- und Architektenfamilie das ganze 18. Jahrhundert über im Grabfeldgau auf und ist womöglich eine Seitenlinie jener von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu Wessobrunn in Oberbayern beheimateten gleichnamigen Familie, aus der Maurer, Steinmetzen, Baumeister, Bildhauer, Stukkateure und auch Maler hervorgingen. Die Zimmermannsarbeiten waren dem Coburger Hofzimmermeister Paul Rohrbach († 1756) übertragen worden, der bereits am Umbau der Morizkirche zu Coburg und vor allem an der Kirche zu Unterlauter in leitender Funktion mitgewirkt hatte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wird man ihn damals als ‚Ausländer‘ in Ummerstadt beauftragt haben, wobei er jedoch aus Heldburg stammt (um 1686 geboren).
Die Gestaltung des Kirchenschiffs orientierte sich vor allem am sogenannten ‚Markgrafenstil‘. Jener im Ansbachisch-Bayreuthischen Gebiet beheimatete Baustil zeichnete sich durch die schlichte Zweckhaftigkeit des Baues aus. Als rechteckige Saalräume sind sie oft durch zwei und drei bzw. drei und fünf Fensterachsen an Schmal- und Langseite gegliedert. Säulen mit Kapitellen sind jeweils nur vorgeblendet. Im Innern vermied man kostspielige Aufbauten und unterstrich doch die Bedeutung der Kanzel als Stätte der Wortverkündung. Die Dekoration ist meist sparsam, bedingt durch die üblichen dreiseitigen Emporen.

UMMERSTADT

Die Dotzauer-Orgel der Stadtkirche „St. Bartholomäus“ in Ummerstadt mit ihrem prächtigen Prospekt ist 1747 erbaut worden. Der Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig hat sie 1857 grundlegend umgebaut.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1747
Mitte des 18. Jahrhunderts kommt es zu manchen Veränderungen in der Kirche in Sachsendorf (Sachsenbrunn). Eine Orgel wird 1747 eingebaut, die 1840 vom Orgelbaumeister Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig grundhaft erneuert worden ist.
1750 wird die Sakristei angebaut. Sie besitzt ein mit Schiefer beschlagenes kleines Walmdach sowie einen sechseckigen Dachreiter.

Um 1747
Johann Valentin Nößler aus Zella St. Blasii (heute: Zella-Mehlis) († 1767, Ohrdruf) erbaut in der Kirche in Henfstädt eine einmanualige Orgel mit 11 Registern, die 2009 umfänglich restauriert worden ist. Das Instrument ist kulturhistorisch sehr bedeutsam, weil sich nahezu alle Bestandteile im Originalzustand befinden.

1748
Die 1717 aus Holz erbaute kleine Kirche „St. Lorenz“ in Hirschendorf wird mit einer steinernen Mauer versehen und ist eine Filialkirche von Eisfeld. Die Kirchchronik sagt aus, dass der jeweilige Eisfelder Konrektor seit 1829 zugleich auch Pfarrer von Hirschendorf gewesen ist. Die Kirche mit den Grundriss-Maßen 16 Meter mal 7,6 Meter ist wie die Vorgängerkapelle dem heiligen Lorenz geweiht. Bis etwa 1790 hat es verschiedene wichtige Bautätigkeiten gegeben, denn Schlusssteine weisen die Jahre 1748 und 1788 aus, zudem gibt es Bauangaben (Sakristeitür) von 1790, auch die nördliche und südliche Mauer sind 1790 verstärkt worden.
Auf die Westfront ist ein viereckiger und beschieferter Dachreiter gesetzt worden. Das Kircheninnere ist im schlichten Barock der Zeit geprägt. Über dem Altar befindet sich die Orgelempore mit einer einmanualigen von Johann Christian Dotzauer, Hildburghausen, im Jahr 1837 erbauten Orgel. Über ihr befindet sich die Aufschrift mit dem Psalm 150,6„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ An der Südostseite wird die Empore von der Kanzel unterbrochen. Die Kanzel befindet sich am südlichen Triumphbogen-Pfeiler, in vier Seiten des Achtecks, hinter dem Altar die Bildnisse der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon.

HIRSCHENDORF

Innenraum der Kirche „St. Lorenz“ in Hirschendorf. An der Orgelempore hängt ein Kruzifix mit Corpus aus dem 18. Jahrhundert.

Schönbrunn

Die Kirche „St. Jakobus“ in Unterneubrunn (Ortsteil von Schönbrunn, Gemeinde Schleusegrund) erhält ihr Aussehen im 18. Jahrhundert.
Federzeichnung 1949


1748
In Eishausen wird an Stelle der abgebrochenen Vorgängerkirche „St. Marien“, die bereits 1317 erwähnt worden ist, sofort ein neues Gotteshaus erbaut. Alte Bauteile werden in die neue Kirche einbezogen, das betrifft vor allem die Sakristei-Grundmauern. Das rippenlose Sakristei-Kreuzgewölbe ist aus spätgotischer Zeit, der Rest des Giebels einer ehemaligen Sakramentsnische, der im Giebelfeld das von drei Engeln gehaltene „Schweißtuch der Veronika“ trägt. Die Sakristei mit einem südlichen Vorraum trägt den in mehreren Stockwerken aufsteigenden Turm. Er hat eine achtseitige Zwiebelkuppel, darüber mit einer aufsteigenden Laterne sowie eine kleine Zwiebelkuppel, darauf befindet sich die Helmspitze. Drei Glocken hängen im Geläut, die älteste aus Bronze trägt ein humorvolles Chronogramm des Kunstgießers: „Mir gab für wenig Ehrenlohn Kunstggiesser Albrecht und sein Sohn zu Coburg guten starken Ton.“

1749

Die Schulturmuhr in Häselrieth wird in den Kirchturm eingesetzt. Sie bleibt jedoch Eigentum der Gemeinde.

Krauß

Abbildung: Klassik Stiftung Weimar – Herzogin Anna Amalia Bibliothek

1750
Johann Werner Krauß schreibt in seiner Kirchen-, Schul- und Landeshistorie zur St.-Lorenz-Kirche und zum Friedhof in Hildburghausen:
„Um dieselbe herum war vor Alters der Gottes=Acker, wie man weiß, daß bei Mannes Gedenken Grabsteine auf dem Kirchhofe gelegen haben und als man denselben gepflastert, gerade vor dem Eingang der Superintendentur ein Grab eröffnet worden, worinnen ein Mann in langem Habit gelegen, dessen Gestalt aber sogleich in Asche zusammen gefallen, als einer von den Arbeitern unvorsichtigerweise mit der Haue an den Sarg gestoßen. Des Beinhauses wird in einer alten Kasten=Rechnung mit diesen Worten gedacht: Ano Dni millesimo CCC LVII Hermann Tophel hat III ß auf die Tafel, die er machen soll für das Beinhaus. Von diesem Ossario oder Beinhaus hat man bei Erbauung des fürstlichen Gartenhauses (heute: Stadtverwaltung hinter der Christuskirche. Human lässt in seiner Chronik von 1886 auch offen, dass das Beinhaus südlich des Kirchturms der ehemaligen St.-Lorenz-Kirche gelegen haben könnte, d. Verf.) einige deutliche Merkmale gefunden. Ob daneben die Kapelle omnium animarum gestanden, läßt man dahingestellt sein.“
(Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 2)

Westhausen Orgel

Die von Johann Christian Dotzauer (1696 – 1778), Hildburghausen,
in der Kirche „St. Kilian“ in Westhausen erbaute Orgel

1750
Johann Werner Krauß schreibt im Band „Heldburg“ über die St.-Peters-Kapelle, die nordöstlich von Gompertshausen gestanden hat und die im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sein soll. Noch heute wird das Flurstück als sogenannte „Kappelhäcke“ bezeichnet:„Sanct Peters Capeln zu Gumpertshauen 1 Pfund Wachs jehrl. Einkommens. So weit aus dem angezogenen Register. Diese S. Peter Capeln war also von dem Gotshaus daselbst unterschieden. Davon außer dem Dorff gegen Morgen [Osten, d. Verf.] der sogenannte Peters Haigk, oder Cappel-Häck, allwo vermuthlich diese Capelle gestanden hat.“
Wie Prof. Dr. P. Lehfeldt 1904 schreibt: „1528 sei eine Kapelle des heiligen Veit südwestlich von Gellershausen auf dem jetzt sogenannten Kappelhäck vorhanden gewesen.“

1750
Der Turm der St.-Jakobus-Kirche in Harras wird errichtet, der auf dem quadratischen vier Meter hohen Chor erbaut worden ist. Der Turm mit der weithin sichtbaren barocken achteckigen und geschieferten Zwiebelhaube in doppelter Form und Arkaden verleiht dem auf einer kleinen Anhöhe stehenden Gotteshaus ein stattliches Aussehen. Das dreifache Geläut stammt aus dem 20. Jahrhundert „Glaube“ und „Liebe“ (1951, Hartguss) und „Hoffnung“ (1930, Bronze), die Turmuhr hat eine Stundenglocke.

Um 1750
Über dem Altar an der Ostseite der „St.-Cyriakus-Kirche“ in Gellershausen befindet sich die Orgel, die vom berühmten Hildburghäuser Orgelbaumeister Johann Christian Dotzauer erbaut worden ist.

1751 – 1756
Der aus Schlesien stammende Siegmund Basch ist General-Superintendent in Hildburghausen zeichnet sich auch als Dichter aus. Er gibt ein Gesangbuch in mehreren Auflagen heraus. (s. 24. März 1771)

20. September 1754

Eine herzogliche Generalverordnung regelt Begräbnisse „anrüchiger“ Personen auf christlichen Gottesäckern:
„… aus einem an sich selbst unvernünftigen Wahn und aller christl. Liebe widersprechenden Eigenliebe die Zahl der anrüchigen Personen immer weiter erstreckte und solche nach ihrem Ableben zu Grabe zu tragen verweigert werden sollte. Danach sollten die nach dem Reichsschluß von 1731 für zunftfähig Erklärten (wie der Nachrichter) ein ehrliches Begräbnis erhalten, ebenso die Landgerichts- und Stadtknechte, die Gerichtsfrohnen, Flurschützen, Bettelvoigte, Nachtwächter, Gassenkehrer und die sich zur Reinigung der Cloaken gebrauchen ließen, ingleichen die Hirten und Schäfer, die nicht wirklich Rindvieh abgedeckt haben, während die Abdecker oder Cavillerknechte mit ihren Weibern und Kindern, weil ins zweite Glied der ehrlichen Hantierung unfähig, sich selbst einander zu Grabe tragen mußten. Nur die Körper der mit dem Schwerte Hingerichteten und derer, die sich selbst entleibt (wenn nicht aus Melancholie oder Wahnwitz) sollten noch, falls sie nicht zur Anatomie kamen, durch des Nachrichters Knechte auf dem Gerichtsplatz eingescharrt oder falls ihnen nach besonderen Gnaden die Beerdigung auf dem Gottesacker vergönnt wurde, ‚durch das im Zuchthause sitzende Streunergesindel‘ auf den Gottesacker gebracht und dort in loco peccatorum beerdigt werden.“
(Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums. – 1886 und 1999, S. 20)

11. September 1755
Baubeginn der Waisenhauskirche in der Neustadt (seit 1819 Neustädter Kirche, 1920 Apostelkirche). Der Kirchenbau wird finanziert durch eine Landeskollekte, Geldlotterie, Spenden des Gotteskastens in Sonneberg und Sonnefeld, Bauholz durch den Herzog, Spenden der Gemeinde usw.

1758
In Masserberg wird die erste Kirche erbaut, die aber 1880 mit dreizehn Häusern einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen ist.

1759

Generalsuperintendent Philipp Ernst Kern ordnet nach der Casimirianischen Kirchenordnung die Führung der Kirchenbücher neu an, in späterer Zeit folgen weitere Anordnungen, z. B. 1811, 1843, 1866, 1908.

Februar 1760
Bei der Taufe von Prinzessin Ernestine Friederike Sophie (aus 3. Ehe Ernst Friedrich III. Carls mit Ernestine Sophie) wird zum ersten Male der Exorzismus weggelassen. Taufpaten sind: Königin und König v. Dänemark, König v. Polen, Herzöge und Herzoginnen v. Coburg, Weimar, Württemberg, Mecklenburg.

3. Januar 1763
Der Vater des Dichtergelehrten Friedrich Rückert wird in Schwarzbach geboren († 30.12.1835, Schweinfurt). Er ist Rentbeamter, der 1792 ins unterfränkische Oberlauringen versetzt worden ist. 1829 hat Friedrich Rückert seine dort verlebte Frühjugendzeit in dem Zyklus „Erinnerungen aus den Kinderjahren eines Dorfamtmannssohns“ in poetisch-humoristischen Genrebildern dargestellt.

SCHWARZBACH

Kirche in Schwarzbach.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

18. März 1763
Bis 1772 wirkt Pfarrer Rosenmüller aus Ummerstadt in Heßberg. Die Söhne entwickeln sich zu bedeutenden Wissenschaftlern: Ernst Friedrich Carl R. – Orientalist; Johann Christian R. – Anatom und Verfasser medizinischer Schriften („Handbuch der Anatomie“).

1764
In der Druckerei von Johann Gottfried Hanisch in Hildburghausen erscheint das 58-seitige Libretto von Philipp Ernst Kern „Triumph vor dem Todten=Bette“.

Titelvignette

Titelvignette des Librettos von Ph. E. Kern

29. Juli 1764
Ein Blitzschlag in die Kirche von Crock während eines Gottesdienstes tötet fünf Menschen und verletzt eine ganze Anzahl. Pfarrer Johann Heinrich Grapius hat das Unglück in seiner Schrift „Der feurige Wetterstrahl vom Himmel“ beschrieben. Wegen der großen Schäden wird bis zum Jahr 1838 an der Wiederherstellung der Kirche gearbeitet.
Johannes Ziegner, von 1980 bis 1994 Pfarrer in Crock, schreibt in einem Aufsatz „Mehr als fünf Jahrhunderte Kirchengeschichte in Crock“:

„Am 29. Juli 1764 zogen wieder dunkle Wolken über der Kirche zu Crock auf. Es war Sonntag, und die Menschen strömten zwischen 8 und 9 Uhr zum Gottesdienst. Ein Gewitter ballte sich in dieser Zeit zusammen, von dem dann der dritte Blitz in die vollbesetzte Kirche einschlug und fünf Gemeindemitglieder tötete, etliche aber verletzte. Der Beschreibung nach handelte es sich um einen Kugelblitz, der oben in der Nordseite der Kirche einschlug, die Emporen herunterfiel und durch die Südseite der Kirche wieder ins Freie gelangte. Das Turmdach wurde völlig zersplittert, der Schiefer weiß gebrannt und fortgeschleudert. Auch in der Kirche selbst wurde manches Holz zersplittert und zerstört. Zufällig ritt der Arzt Johann Christoph Wachsmann vorbei, der aus Sulzbach aus der Oberpfalz stammte. Er ließ den Verletzten Erste Hilfe zuteil werden. Einigen Männern wurde das Haar am Hinterhaupt versengt, einem anderen wurden die ledernen Beinkleider in Stücke zerrissen, 19 fielen in Ohnmacht, anderen wurden die Nähte der Schuhsohlen aufgetrennt und der Strumpf weggebrannt. Es sah schlimm aus auf dem ‚Schlachtfeld des Herrn Zebaoth‘. Pfarrer Grapius, 74 Jahre alt, stellte acht Tage später eine Predigt zu diesem Unglück unter das Thema: ‚Wachet, wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird.‘
Die fünf Leichen wurden in der nahegelegenen Schule aufgebahrt. Ihre Namen waren Johann Simon Fischer, Nicolaus Zapf, Johann Michael Löfler, Johann Erasmus Koch und Catharina Elisabeth Höllein.“

Crock Kirche

Waisagrund mit Blick auf die St.-Veits-Kirche in Crock

1764 – 1767
Aus Hirschbach ist überliefert, dass zwei Hirschbacher, der Schultheiß Johann Reif und der Zwölfer Egydius Schlott ohne Einwilligung des zuständigen Pfarrers in St. Kilian die Kirche errichten. Eine zweite Quelle beschreibt, dass es sich um die beiden Bürger Paul Küchler und Nikolaus Schilling gehandelt habe. Als Grund haben sie angegeben, dass die Gläubigen ihre Betstunden im Hirschbacher Wirtshaus abhalten, aber auf dort durch Reisende und Fuhrleute gestört worden seien. Das Oberkonsistorium in Dresden erteilt nachträglich am 23. März 1767 die Konzession für den Kirchenbau. Die Kirche wird im gleichen Jahr geweiht. Es werden durch den Präzeptor sonntägliche Nachmittagsgottesdienste gefeiert, aber auch eine bestimmte Anzahl Gottesdienste durch den Pfarrer. Erst knapp 100 Jahre später, 1856, wird das Kirchspiel Hirschbach/Altendambach selbstständig.
Das eingeschossige verschieferte Haus hat eine Seitenlänge von dreizehn Meter mal zehn Meter. Das ziegelbedeckte Satteldach hat direkt über dem Portal auf der Westseite einen Dachreiter mit achteckiger verschieferter Welschen Haube, Arkaden und Turmzier mit Knopf und Wetterhahn. Die einzige erhaltene Bronzeglocke aus dem Jahr 1847 wird gegenwärtig nicht mehr geläutet.

1765
In dem Buch von Philipp Kern „Die Leidensgeschichte des Lammes Jesus Christi“ befindet sich eine Abbildung der alten St.-Lorenz-Kirche.

1767
Über der Eingangstür an der Westseite der Kirche in Hindfeld findet man die Jahreszahl 1767, die vermutlich auf eine größere Restaurierung hinweist. Vor allem der Spitzturm bietet immer wieder Anlass für größere Reparaturen.

HINDFELD

Spätgotische Spitzbogentür auf der Kirchensüdseite der „Dreifaltigkeitskirche“ in Hindfeld mit Kehlprofilen und Stabwerk.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

HBN Lorenzkirche

Innenansicht der St.-Lorenz-Kirche, der Vorgängerkirche der heutigen Christuskirche, in Hildburghausen (31. Juli 1765). Nachzeichnung von L. Marie L. Fischer, 1916

1768
Die nach der Reformation dem Verfall preisgegebene Kapelle in Grimmelshausen wird bis auf einige Unterbauten abgerissen. Darauf wird ein einfaches Schulhaus erbaut, das später als Gemeindehaus genutzt wird.

1779
Die wertvolle Barockorgel in Lengfeld ist von Orgelbaumeister Johann Christian Dotzauer erbaut und von Johann Georg Markert aus Ostheim v. d. Rhön im 19. Jahrhundert repariert und umgebaut worden.

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Orgel der Kirche in Lengfeld, erbaut von Johann Christian Dotzauer aus Hildburghausen
Foto: Bernhard Großmann, 2005

24. März 1771
† Sigismund (Siegmund) Basch, Weimar
(* 3. September 1700, Juliusburg/Schlesien)
1732 Reiseprediger in Lausanne und Genf, 1751 Pfarrer in Hildburghausen, später Konsistorialrat, Oberhofprediger, Generalsuperintendent in Weimar

Herausgeber „Basch’sches Gesangbuch“ mit den Liedern

„Mein Bräutigam, naht sich zu meiner Seelen“, „Wie weh ist mir, o Freund der Seelen“, „Wie wohl ist mir, mein Freund der Seelen, nachdem ich deine Treu verspürt“

Basch ist bereits 1761 Herausgeber eines in 3. Auflage erschienenen Gesangbuches, das – wie Human in seiner Chronik von 1886 (S. 158) schreibt „positiv kirchlichen Gehalts“ ist, „das später mit Unrecht von dem neuen Reform-Gesangbuch verdrängt wurde. Nachdem er am 12. Trinit. 1756 in der Stadtkirche und darauf in Seidingstadt vor den durchlauchtigsten Herrschaften seine Abschiedspredigt gehalten, zog er am 7. September nach Weimar.

22. Mai 1772
† Johann Werner Krauß, Eisfeld – (* 08.10.1690, Königsberg/Franken) Superintendent (von 1731 – 1772 in Eisfeld), Chronist
Studium in Halle, 1715 Informator bei Kanzler v. Carlstein, 1731 Superintendent in Eisfeld. Verfasser der Historiae Franconicae, S. Hildburghäusische Kirchen-, Schul- und Landeshistorie.

Werke:
– I. Theil – Heldburg. Druck: Abraham Gottlieb Ludewigen, Greiz, 1752
– Zweyter Theil – von der Stadt und Dioces Hildburghausen. Druck: Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen, 1752
–     Dritter Theil – von der Stadt und Diœces Eißfeld. Druck: Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen, 1753
–     Vierter Theil – von der Stadt und Dioeces Königsberg, Sonnenfeld, Behringen und Schalckau. Druck: Johann Gottfried Hanisch, Hildburghausen, 1754

1. November 1774
Generalsuperintendent Philipp Ernst Kern weiht die Waisenhauskirche in der Neustadt. – Das Terrain um die Kirche wird in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und Neustädter Kirchplan genannt, im Volksmund zeitweise auch diskriminierend Tartareibezeichnet.

1. Advent 1774
Aufführung der Kantate des Organisten Hummel „Der Triumph vor dem Totenbett“ in Hildburghausen.

18. Februar 1776

† Philipp Ernst Kern, Hildburghausen
(* 24.11.1716, Niedernhall im Hohenlohischen)
Generalsuperintendent, Oberhofprediger, Konsistorialrat, Schriftsteller
Nach dem Besuch der Gymnasien in Ingelfingen und Schwäbisch-Hall, anschließend Studium in Jena, Leipzig, Halle, Helmstedt. Pfarrer in Dörrenzimmern, Schäftersheim. 1748 Hofprediger in Erbach.
1752 Superintendent in Weikersheim. 1759 erster Pfarrer in Hildburghausen, Generalsuperintendent, Oberhofprediger. Er ist verheiratet mit Magdalena Bühler aus Ingelfingen.
„Vielleicht der bedeutendste Prediger, der hier gewesen ist.“ (Human). Edition mehrerer Predigtbände, poetische Schriften, Kenner der Archäologie und äußerst sprachkundig (klassische und moderne Sprachen, orientalische Dialekte).

„Triumph vor dem Todten-Bette“ (Libretto), 1764
„Leidensgeschichte des Lammes Gottes Jesu Christi“, 1765
Lied: „Herr, den alle Himmel ehren“ in Hildburghäuser Gesangbuch, 1768, und Ev. Gesang- und Gebetbuch, Meiningen 1862 – 1919

5. Dezember 1778
† Johann Christian Dotzauer,Hildburghausen
(* 17. März 1696, Hildburghausen, in anderen Quellen auch 19.03.)
Orgelbaumeister, 10 Jahre Gotteskastenvorsteher

Der über die Region hinaus berühmte Orgelbaumeister schuf Orgeln in (Bad)Rodach (100 Jahre später Schmidt-Orgel), Behrungen (Prospekt ist erhalten), Gellershausen, (um 1750), Crock, Dingsleben (1770 mit Schwiegersohn Johann Georg Henne), Effelder (Landkreis Sonneberg), Gießübel, Lengfeld, Erfurt, Hildburghausen (Lorenzkirche, 1779 abgebrannt), Queienfeld, Rentwertshausen (seit 1838 Schmidt-Orgel), Sachsendorf (Sachsenbrunn), Stelzen (bis 1867), Streufdorf (erbaut 1736/37), Ummerstadt (1746/47 erbaut), Westhausen u. a.

Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik schreibt in „Aus der Geschichte der Hildburghäuser Kirchenorgeln“, S. 33 f.:

Leider bildet die Stadt Hildburghausen mit ihren Orgeln diesbezüglich eine Ausnahme. Im Vergleich zur benachbarten Stadt Schleusingen nehmen sich die Informationen über die Orgelwerke von Hildburghausen eher spärlich aus.
Die ersten Nachrichten über die Erneuerung der Bälge der Orgel in der Schleusinger  St.-Johannis-Kirche gehen immerhin auf das Jahr 1411 zurück. Da dieses Instrument bereits vier Jahre später grundlegend instand gesetzt werden musste, kann man davon ausgehen, dass die Orgel schon in den 1390er Jahren oder noch früher gebaut worden ist.
Der erste überlieferte Hinweis über eine Orgel in Hildburghausen wurde erst 300 Jahre später, um 1700 aufgeschrieben. Um uns zu vergegenwärtigen, wie lang diese Zeitspanne ist, müssen wir von heute an 300 Jahre zurück rechnen. So kommen wir eben auf dieses Datum um das Jahr 1700.
Bei der Menge an Orgeln, die in den vergangenen Jahrhunderten in Thüringen gebaut worden sind, wäre es absolut unerklärlich, weshalb ausgerechnet die Stadt Hildburghausen eine Ausnahme diesbezüglich darstellen sollte.
Wenn man auch über die Orgeln in früheren Zeiten nichts zu finden vermag, dann doch wenigstens über die Organisten. Und genau an dieser Stelle tun sich erstaunliche Dinge auf. Der erste Hildburghäuser Organist war nämlich Friedrich Schmidt, der von 1570 an sein Amt innehatte. Also musste Hildburghausen schon eine Orgel gehabt haben. Bestätigt wird die Existenz einer Orgel durch die musikalische Ausbildung eines Hildburghäuser Jungen, namens Benedikt Faber, der um 1573 in Hildburghausen geboren wurde und hier, garantiert auch an dieser Orgel, seinen ersten Unterricht bekam. Gut gerüstet begab er sich um 1600 nach Coburg und wurde Kapellmeister. 1603 wurde kein Geringerer als Melchior Franck (1573 – 1639) herzoglicher Hofkapellmeister, zu dem er in „kollegialer und freundschaftlicher Verbindung“ gestanden hat. Als Melchior Franck, der Schöpfer des ausdrucksvollen Chorals „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“, am 17. November 1607 in Coburg heiratet, wird eine eigens für diesen „Canticum gratulatorium“ von Benedikt Faber aufgeführt.

1776 – 1778
Die Orgel in Brünn hat eine bewegte Geschichte: Im 17. Jahrhundert erbaut der Orgelbaumeister Johann Wiegleb aus Rodach die vermutlich erste Orgel. 1776 – 1778 wird sie von dem Orgelbaumeister Johann Georg Henne aus Hildburghausen restauriert, 1853 von Michael Schmidt, Schmiedefeld am Rennsteig, umgebaut. Orgelbaumeister Johann Strebel, Nürnberg, errichtet einen Orgelneubau für die pneumatische Spielweise, 1982 wird sie von der Gothaer Firma Rudolf Böhm erneuert. – Der Zimbelstern verleiht dem Orgelspiel zum Weihnachtsgottesdienst einen besonderen Reiz. Dessen Drehbewegung geht mit einem Glockenspiel einher.

Im Verlauf des Textes wird immer wieder die Ortsbezeichnung Schmiedefeld am Rennsteig genannt, gemeint ist das Schmiedefeld bei Suhl. Hier gibt es eine bedeutende Orgelbautradition.Die Fertigung von Orgeln geht auf den Müller Johann Michael Schmidt (1798 – 1876) zurück, einem ausgebildeten Meister des Instrumentenbaus, der später das Müllerhandwerk betrieben hat. Die Orgelbautradition führen im frühen 19. Jahrhundert Johann Michael und Johann Wagner fort. Ende des 19. Jahrhunderts sind es Orgelbaumeister Christian Ferdinand Möller (1829 – 1888) und Friedrich Wilhelm Holland (1804–1879), Theodor Kühn (1840 – 1902) und Friedrich Kühn (1866–?) gewesen, der auch die Fabrikation von Pianos betrieben hat.

BRÜNN

Innenansicht der Kirche von Brünn mit Altar, Kanzel und Orgel.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1778
Eine besondere Bedeutung für die Geschichte von Gleicherwiesen ist die Ansiedlung von Juden im späten 17. Jahrhundert gewesen. Der Ort ist zu diesem Zeitpunkt ein bedeutender Marktflecken gewesen.
Auch wenn die Geschichte des jüdischen Lebens im Kreis Hildburghausen Teil einer gesonderten Übersicht werden wird, seien einige Bemerkungen angefügt.
In Gleicherwiesen werden 1778 eine kleine Synagoge und eine Schule erbaut, die Einrichtungen sind auch von den Juden aus Simmershausen genutzt worden. Von den Einrichtungen ist bis heute nichts mehr erhalten geblieben, lediglich ein kleiner Friedhof besteht. Noch um 1850 sind die Hälfte der Einwohner des ehemaligen Marktfleckens Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 kommt es auch in Gleicherwiesen zu massiven Verfolgungen jüdischer Bewohner, Auswanderungen. Einige Menschen sind auch Opfer des Holocaust geworden. Zur Erinnerung und zum Gedenken an die Verbrechen ist zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht 1996 in der Kirche „St. Nikolaus“ eine Gedenktafel angebracht worden.

1779
In Bedheim befinden sich das Schloss und das Kirchenpatronat im Besitz der Herren Rühle von Lilienstern, ab 1775 hat Joseph Prinz von Sachsen-Hildburghausen, der Vormund für Friedrich, den letzten Herzog von Sachsen-Hildburghausen und nachmaligen Herzog von Sachsen-Altenburg, das Schloss mit dem Rittergut besessen.

Gesangbuch Abb Lorenzkirche263

Auf der Abbildung des Hildburghäuser Gesangbuches ist
rechts die alte Lorenzkirche zu sehen, zudem Stadtmauer, Residenzschloss und Rathaus

20. Juli 1779
Letzte Leichenpredigt in der St.-Lorenz-Kirche Hildburghausen für die Witwe Anna Elisabeth Kempf, in deren Haus am 19.08. der große Stadtbrand ausbricht.

19. August 1779, gegen 10.45 Uhr
Verheerende Brandkatastrophe in Hildburghausen, die ca. 15 Stunden tobt und in den Höfen der Grundstücke Untere Braugasse 181/2 (Büttner, Nothnagel, Bäcker Kämpf) entstanden ist. Betroffen sind: Untere Braugasse, Obere Marktstraße, Knappengasse, Rathausgasse, Häuser zwischen Knappengasse und Stadtmauer, Schlossgasse (heute: J.-S.-Bach-Straße), Diakonat, Stadtkirche St. Lorenz (Standort: heutige Christuskirche), Schulgebäude, Hallen am Gottesacker (Coburger Straße), Gefängnis und Wachthaus (heute: Altbau vr bank Südthüringen e.G.), Eisfelder Straße, Spittelbach.
Zwei Personen sterben. 102 Häuser, 3 Scheunen werden vernichtet, mehr als 200 Familien erleiden Schaden.
Beim Brand wird die St.-Lorenz-Kirche gegen 15 Uhr erfasst und vernichtet. Gerettet werden bzw. unversehrt bleiben u. a. die wertvolle Bibliothek, die heute in der Christuskirche befindlichen Ölgemälde der Geistlichen Schnetter, Thamerus, Fehmel, Hommel, Kern sowie der Taufstein und das Bibelpult.
Für den Wiederaufbau der Kirche gibt es eine städtische Sammlung und eine auswärtige Kollekte.

Ab 1780
Mit der Übernahme der Regentschaft durch Herzog Joseph (er konvertiert 1727 in Neapel zum katholischen Glauben) wird die evangelische Kirche ohne den Fürsten geführt. Konsistorialverordnungen werden vom Konsistorium selbst erlassen.
Der Fürst gründet keine eigenständige römisch-katholische Gemeinde. Bis auf die Beichte und das Abendmahl werden die anfallenden Sakramente für die wenigen im Fürstentum lebenden Katholiken durch einen evangelischen Geistlichen verrichtet bzw. auch durch auswärtige katholische Priester. Trauungen werden erst in der Hauskapelle des Herzogs, ab 1779 in der evangelischen Kirche vollzogen. Katholischer Gottesdienst wird unter Vorsitz eines Konventualen aus dem Zisterzienserkloster Bildhausen bei Münnerstadt, zu dem der Fürst sehr enge Bindungen hat, gehalten (im Weimarischen Saal des Schlosses).

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Die aus der Zeit um 1780 stammende Kanzel der Kirche „Allerheiligen“ in Rieth. Sie gilt als das eigentlich Schmuckstück des Gotteshauses. In den Brüstungsfelder sind Jesus Christus mit der Weltkugel zu sehen, links und rechts die Evangelisten.

13. Mai 1781
Grundsteinlegung für den Bau der Stadtkirche (heute: Christuskirche) am Standort der beim Stadtbrand von 1779 vernichteten St.-Lorenz-Kirche unter Leitung von Hofarchitekt Geheimrat v. Kesslau und Hofmarschall Johann Vincenz v. Gussio. Ecksteinlegung am 25.04. – an der Nordwest-Seite sind außen zwei Steine mit sächsischer Raute und den vier Löwen des Stadtwappens in Cartouchen zu sehen.

In Humans Chronik von 1886 finden sich auch einige Daten aus der Bauakte bzw. der Abrechnung der Handwerksmeister, dort heißt es u. a.: „Werksmeister waren die Maurermeister F. Chr. Winzer, F. M. Hopf, F. A. Graubner und Zimmermeister F. Buck. Letzterer erhielt für 10 Treppen 200 fl. fr., Schreinermeister Rießland für 6 Thüren 36 Thlr., Glasermeister Schippel für ein großes Kirchenfenster 10 Thlr. und für ein kleines 8 Thlr., Hofbildhauer P. Merkel für die Dekoration der Orgel 350 fl. fr., für die Aufsicht über den Kirchbau aber Steuereinnehmer Kühner 50 Thlr. und für die Rechnungsführung 200 fl. rh.“
(Human: Chronik der Stadt Hildburghausen, der Diözese und des Herzogtums – 1886 und 1999, S. 385)

Schlüssel

Der bei der Einweihung der Stadtkirche (Christuskirche) überreichte Schlüssel. Der Eisenschlüssel mit vergoldetem und gedrehtem Griff, der in einem F in einem Palmkranz unter der Krone endet.
Zeichnung: Nach Lehfeldt/Voss, 1904

Aufriss Stadtkirche

Aufriss der heutigen Christuskirche. Zeichnung von L. Marie L. Fischer, 1916

HILDBURGHAUSEN

Der Altarraum der „Christuskirche“ mit Kanzel und Orgel.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

7. Mai 1781
Fertigstellung der Bürgerschule nahe der Christuskirche Hildburghausen. Im Gebäude befinden sich u. a. Wohnungen für drei Geistliche und den Kirchner.

1783
In die Waisenhauskirche in der Neustadt in Hildburghausen wird die Orgel von Orgelbaumeister Johann Georg Henne eingebaut, die dann zwischen 1838 und 1871 mehrere Male von Orgelbaumeister Johann Michael Schmidt, Schmiedefeld am Rennsteig, repariert worden ist. Der Prospekt stammt von der Veste Heldburg und ist mit großer Sicherheit von Johann Christian Dotzauer in die ehemalige Schlosskirche auf der Veste Heldburg eingebaut worden.
Wegen allgemeiner Not im Land gibt es eine Verordnung gegen Darreichung von Patengeschenken zur Taufe, hohen Festtagen, Konfirmation und Eheschließung. Denunzianten erhalten ein Drittel der eingetriebenen Strafe als Belohnung.

5. November 1788
† Ernst Friedrich Carl Döhner
(* 03.12.1731)
Hof- und Garnisonprediger, Archidiakon (Stadtkirche) und Vikar der Generalsuperintendentur

6. Dezember 1785

* Carl Ludwig Nonne, Hildburghausen
(† 17.07.1854, Hildburghausen)
Pädagoge, Theologe, Schriftsteller, Politiker

24. November 1785
Feierliche Einweihung der Stadtkirche (Christuskirche) durch den General-Superintendenten Vikar Döhner mit Taufhandlung für den späteren Buchbinder Ebert und einer Trauung (Justus Lempert aus Birkenfeld). Das Kirchgebäude gilt als letzter Zentralbau der Barockzeit in Thüringen, er ist gemischt mit frühklassizistischen Stilelementen.

1787
Von der Orgel der Kirche „St. Nikolaus“ in Schmeheim ist noch der barocke Prospekt erhalten. Im 19. Jahrhundert ist sie umgebaut worden. Ihr Blasebalg wird noch per Pedal mit Luft gefüllt. Die Innenausstattung der Kirche stammt großenteils aus dem 18. Jahrhundert, so die Kanzel mit den farbig bemalten Engelköpfen, das barocke Kranzkruzifix ist an der ersten der zweigeschossigen Emporen angebracht.

14. Februar 1788
Kirchenordnung. Exorzismus und Kirchenbuße werden aufgehoben.
Bis 1807 hat die reformierte Kirche in der Neustadt sieben Pfarrer. Die zwanzig Gemeindemitglieder werden bis zur Vereinigung am 01.11.1824 zweimal jährlich von Schmalkalden aus mit Gottesdiensten betreut.

10. Juli 1790
† Johann Georg Pranger, Meiningen
(* 05.08.1745, Hildburghausen)
Theologe, Dramatiker
Pranger ist Pfarrer in Stressenhausen, Meininger Hofprediger (1777), Konsistorialassessor (1787).
und Dramatiker steht mit dem ihm befreundeten Friedrich Schiller im Disput. Als Antwort auf Lessings „Nathan der Weise“ (Er sieht in dem Stück eine Abwertung des Christentums gegenüber dem Judentum) schreibt er das Schauspiel Mönch vom Libanon. 

Er ist Mitherausgeber des erst 1794 erschienenen Meininger Gesangbuches.
Gedicht: „Die Vorsehung“ (nach Bechstein)
Lied: „Gebt dem Tode seinen Raub“
Lied: „Dich preisen, Herr, Gesang und Lieder“ (gedichtet vor 1790, veröffentlicht 1794)

Februar 1790
Die 1730 geweihte „St.-Oswald-Kirche“ in Schnett wird mit einigen Wohnhäusern Opfer eines Großbrandes. Die am Platz wiederaufgebaute Kirche muss wegen Baufehlern 1810 wieder eingelegt werden.

Um 1790
Von der hohen Kunst der schmiedeeisernen Grabmalkunst überzeugen auf dem Kirchhof von „St. Jakobus“ in Unterneubrunn (Schönbrunn) Kreuze für den Handelsmann Kilian Witter und seine Ehefrau Regina Witter, geborene Witter mit Blumen und Rokkokoschnörkeln sowie ausgeschnittenen Engeln unter der Krone.

1790/91

Im Kirchenjahr kommunizieren bei der Hildburghäuser Schlosskirche 461 evangelisch-lutherische Gläubige, in der Stadtkirche (Christuskirche) 1921, in der Neustädter Kirche (Apostelkirche) 640 und in der Reformierten Kirche 73.

8. Juli 1792
Auf Jagdschloss Seidingstadt ist Therese Charlotte Friederike Amalie Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen geboren worden, die nachmalige Königin Therese von Bayern. Getauft wird sie am 13.07.1792 in der Hofkirche zu Hildburghausen.

Eintrag von Geburt und Taufe der Prinzessin Therese

Eintrag von Geburt und Taufe der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen in das Hofkirchenbuch der Jahre 1776 – 1795
Therese ist die Nichte der Königinnen Luise von Preußen und Friederike von Hannover. Cousins und Cousinen sind die nachmaligen Könige von Preußen Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., König Georg von Hannover sowie die Zarin Alexandra Fjodorowna.
Taufpaten sind u. a.: Kaiserin Maria Theresia, die Kronprinzessinnen von England, die Herzogin von Yorck, die Landgräfin von Darmstadt, die Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, der Erbprinz von Baden, Prinz Friedrich von Sachsen-Hildburghausen, der Großherzog von Würzburg.

Prinzessinnengruppe

„Prinzessinnengruppe“ des Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Sie zeigt die preußische Kronprinzessin und spätere Königin Luise zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Friederike. Beide sind Schwestern der Charlotte Herzogin von Sachsen-Hildburghausen. – Die Gipsausführung des weltbekannten Kunstwerks von 1795 befindet sich in der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin.

Um 1792
In Weitersroda wird an Stelle einer Vorgängerkirche die Dorf-Gottesstube mit Sichtfachwerk und ziegelgedeckten Satteldach, auf dem auf dem Ostgiebel ein schieferverschlagenes Uhrtürmchen sitzt, erbaut. In ihr steht der Taufstein von 1624 mit einer stilisierten aufgebrochenen Blume. Aus dem gleichen Jahr stammt das älteste Kirchenbuch des Ortes. Sehenswert unter dem schlichten Inventar ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kanzel an der Südseite. 1852 errichtet der Orgelbauer Johann Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig die Orgel, die kleinste aus seiner Werkstatt.

1. November 1793
Weihe der St.-Michael-Kirche in Hellingen am Standort der Vorgängerkirche, einer Tochterkirche von Westhausen. Das Patrozinium „St. Michael“ ist beibehalten worden. Bei der Weihe ist der Landesherr Friedrich, der letzte Regent von Sachsen-Hildburghausen, anwesend. Als Besitzer des alten Schlosses (Wasserburg), inzwischen ein Kammergut, ist er auch Kirchenpatron des neuen Gotteshauses gewesen. Seit 1791, in der Bauzeit der neuen Kirche, versammeln sich die Gläubigen im unteren Saal des Wasserschlosses.
Der ehemalige Chor, jetzt Sakristei, auf der sich der Turmbau erhebt, ist 4,6 Meter im Quadrat. Das Kirchhaus für Altar und Gemeinde ist stattliche 22,2 Meter lang und 11 Meter breit. Der spätgotische Turm der Vorgängerkirche wird verändert.
Über dem Hauptportal steht in hebräischen Buchstaben der Gottesname „Jahwe“ aus dem Alten Testament. Der weite Raum im neoklassischen Stil, der von zwei Emporen umzogen wird, begeistert die meisten Kirchenbesucher, aber auch der in antiker Form gestaltete Altar und über ihm die Kanzel, angebracht wie ein Schwalbennest. Hier wird der Eindruck vermittelt, dass die Predigt der protestantischen Kirche hoch geschätzt wird.

In Lehfeldt/Voss heißt es auf S. 329 treffend dazu:
Die tragende Wand ist an der rechten und linken Abtheilung durch rundbogige, in der mittleren durch eine gerade überdeckte Oeffnung auf dorischen Pilastern gegen den dahinter liegenden Sacristei-Verschlag mit Treppe geöffnet (durch halb zurückgeschlagene Vorhänge geschlossen). Ueber der rechten Mittel-Oeffnung ist die Fläche noch so gross, dass Platz für die Kanzel und die Nebenfelder bleibt. Die auf einer glockenförmigen Akanthusconsole rund vortretende, im Aufriss einer Tonne gleichende, mit Kehlung und Gesims oben endende Kanzel ist an der Brüstung durch senkrechte Streifen mit Kelchgehängen in Felder getheilt und in diesen durch zwischengespannte Laubstränge belebt, an welchen Medaillons mit den Relief-Brustbildern der Evangelisten hängen. Diese Decoration ist ganz im Stil von Wedgewood-Arbeiten gehalten. Die Nebenfelder sind links mit aufgehängt gedachten, von Lorbeerzweigen und Bändern durchschlungenen Sinnbildern des alten Testamentes (Gesetzestafeln, eherne Schlange, Räuchergefäss, Hohenpriestermütze), rechts von denen des neuen Testamentes (Kreuz, Kelch, Bibel, Palme, Strahlensonne) in Rosenzweigen sehr hübsch geschnitzt. Der am Gesims rund vortretende Schalldeckel ist mit Troddelgehängen geschnitzt und mit einem Laubstränge haltenden Knaben bekrönt.

Pfarrer Deipser schreibt zu diesem Jubeltag: „Es war der feierlichste, heiterste und schönste Tag meines Lebens, da mich der gute Gott wieder in die neue Kirche einführte, nachdem ich über dritthalb Jahre bei den Gottesdiensten im Schloßsaale so Vieles erduldet und erfahren.“
Zum Hundertjährigen 1893 wird zur Einweihung der Kirche berichtet:
„Kaufmann Heyl trug den Kirchenschlüssel, es folgten die Handwerksleute und Künstler samt der Hofkapelle, die Lehrer mit den Schulkindern, der Schultheiß nebst den Vorstehern, die sämtlichen Geistlichen der Diözese Heldburg, der Hofstab mit dem geistlichen Untergericht, der Hofmarschall von Koppenfels, seine Durchlaucht Herzog Friedrich nebst seiner Gemahlin Charlotte, endlich ein Brautpaar mit den Hochzeitsgästen und die übrigen Festteilnehmer. An der Kirchtüre wird Halt gemacht und im Namen des Herzogs die Türe geöffnet. Es folgt das Vorspiel auf der Orgel mit Pauken und Trompeten, die Geistlichen setzten die auf den Altar nieder, und nun beginnt der eigentliche Gottesdienst.
Die Predigt hielt Superintendent Saalmüller aus Heldburg über den 118. Psalm Vers 24: ‚Dies ist der Tag, den der Herr macht; laßt uns freuen und fröhlich an ihm sein.‘
Im Anschluss an die Predigt wurde ein Kindlein getauft, die Feier des Heiligen Abendmahls begangen und ein Brautpaar getraut. Sodann Schlußkollekte und Ende des Gottesdienstes nachmittags 3 Uhr.“

HELLINGEN

Kirche „St. Michael“ in Hellingen von der Straße der Einheit aus.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

20. März 1794
† Charlotte Rühle von Lilienstern, geborene von Wolzogen (1766 – 1794), Geliebte Friedrich Schillers in Bauerbach, verehelicht mit dem Sachsen-Hildburghäuser Regierungspräsidenten C. F. Rühle von Lilienstern (∞ 1791) nach der Geburt des zweiten Kindes. Sie wird in der Schlosskirche Bedheim vor dem Altar beigesetzt.

Charlotte von Wolzogen ist die Schwester von Schillers Studienfreund Wilhelm von Wolzogen. Ihre Mutter, Henriette von Wolzogen hat im Rittergut in Bauerbach Friedrich Schiller, der auf der Flucht vor dem württembergischen Herzog Carl Eugen gewesen ist, als „Dr. Ritter“ Unterschlupf gegeben.
Charlotte von Wolzogen

1794
Zur Pfarrkirche Schleusingen sind eingepfarrt gewesen: Fischbach, Geisenhöhn, Gethles, Gottfriedsberg, Heckengereuth, Rappelsdorf, Ratscher. Später kommt noch Zollbrück hinzu.

1797

Dr. Johannes Andreas Genßler und Günther Gottlieb Ernesti edieren das Hildburghäuser Kirchen-Gesangbuch. Viele Liedtexte werden modernisiert und büßen damit ihren ursprünglichen Charakter ein.

28. Juni 1797

† Günther Gottlieb Ernesti (38-jährig). Prediger der Stadtkirche, Verfasser religiöser Schriften. Seine Gemahlin Charlotte E. ist Pflegerin von Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen.

Predigten

Abb. Stadtmuseum Hildburghausen

1800
In Eichenberg kommt es zum Neubau der Orgel durch den Schmiedefelder Orgelbaumeister Heinrich Schmidt, die Genehmigung erteilt das „Kurfürstlich-Sächsische Hochlöbliche Konsistorium zu Schleusingen“. Knapp 100 Jahre versieht das im klassizistischen Stil errichtete Instrument zuverlässig seinen Dienst, bis es 1892 von dem Orgelbaumeister Kühn ebenfalls in Schmiedefeld am Rennsteig einer Sanierung unter Verwendung vorhandener Bauteile unterzogen worden ist. Der Prospekt ist weiter verwendet worden, dreizehn klingende Register, die sich auf zwei Manuale und ein Pedal aufteilen.

Nonne Carl

Vierseitiger Brief Carl Nonnes vom 14. November 1803 aus Jena an seine Mutter, die „Räthin Nonne“ in Hildburghausen. Carl Nonne ist der Bruder von Carl Ludwig Nonne. Er hat zu gleicher Zeit ebenfalls in Jena studiert. Im Gegensatz zu seinem Bruder, dem nachmaligen Oberkonsistorialrat und „Pestalozzis Thüringen“ ist seine Biografie nahezu unbekannt. Die Gründe sind nicht bekannt. Der Brief gibt Einblick in das Familienleben und in die Studienbedingungen an der Landesuniversität.
Sammlung Hans-Jürgen Salier

1807
Grenz- und Hoheitsvertrag mit dem Großherzog von Würzburg. Die Gan-Erborte aus dem zum Herzogtum Sachsen-Hildburghausen gehörenden Amt Königsberg in Franken werden zwischen den beiden Staaten so geteilt, dass die Souveränität dem Land zufallen soll, das die Mehrzahl der Untertanen hat: Altershausen, Holzhausen b. Königsberg, Kleinmünster, Oberhohenried, Römershausen, Silbach, Uchenhofen, Unterhohenried, Westheim, Hellingen b. Königsberg in Franken, Junkersdorf, Unfind, Lendershausen, Rügheim, Uschersdorf und Berkach. (s. 1809)
Bei dem Vertrag gehen dem Herzogtum viele Untertanen und die Gewalt über fünf Pfarreien verloren, nur die Ordinarsteuern verbleiben beim Herzog.

6. August 1806

Kaiser Franz II. legt die römische Kaiserkrone nieder. 

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DEUTSCHER NATION

HÖRT ZU BESTEHEN AUF.

Die thüringischen Staaten erhalten für kurze Zeit ihre absolute Selbstständigkeit. Mit dem Beitritt des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen zum von Napoleon beherrschten Rheinbund (Confédération du Rhin) am 25./16.12.1806 in Posen erhält Hildburghausen vom Franzosenkaiser den Haustitel Herzogtum.

Fürstentum

Karte des Fürstentums/Herzogtums Sachsen-Hildburghausen, um 1800. Kupferstich.
Sammlung Hans-Jürgen Salier

1807
Edition des von Johann Christian Wagner und Dr. Johann Andreas Genßler bearbeiteten,,„Hildburgh. Gesangbuch für die kirchliche und häusl. Andacht“, ein Reformgesangbuch mit praktischen Lehren und großer Allgemeinheit.
Wagner dichtet selbst einige Lieder für das Gesangbuch, darunter „Laßt uns den Herrlichen erheben“, „Geschaffen waren Erd‘ und Himmel“, „Es schuf die ew’ge Liebe“, „Aufgegangen ist das Leben“.
Es wird wiederholt kritisiert, dass viele der Lieder des Gesangbuches dem Zeitgeschmack entsprechen. 1874 wird ein Anhang mit 59 Liedern im Originaltext aufgenommen, 1916 wegen des Weltkrieges ein Anhang mit 43 Liedern.

1807
Carl Ludwig Nonne erwirbt den Doktorgrad an der Philologischen Fakultät der Landesuniversität Jena.

1807
Bis zum Zeitpunkt hat die reformierte Kirchgemeinde in der Hildburghäuser Neustadt sieben Pfarrer. Die zwanzig Gemeindemitglieder werden bis zur Vereinigung am 01.11.1824 zweimal jährlich von Schmalkalden aus mit Gottesdiensten betreut.

25. Januar 1808
Der 23-jährige Carl Ludwig Nonne wird zum Mitglied des Konsistoriums, zum„Referenten in Schulensachen und Aufseher des Schulwesens im Herzogthum Hildburghausen“ ernannt.

20. November 1808
† Johann Georg Eck, Leipzig
(* 23.01.1745, Hinternah)
Theologe, Professor für Ethik, Politik und Poesie
Sohn des Pfarrers Johann Georg Eck (1709 – 1784), der von 1735 – 1757 in Hinternah Pfarrer gewesen ist und dann bis 1784 in Kühndorf. Nach dem Gymnasiumsbesuch in Schleusingen studiert er an der Universität Halle Theologie, erwirbt 1765 den Magistertitel und legt die Kandidatenprüfung der Theologie ab. Seit 1768 ist Eck Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften in Erfurt, ab 1781 an der Universität Leipzig Professor für Philosophie, ab 1782 auch der Politik und übernimmt 1791 den Lehrstuhl für Poesie. In fünf Sommersemestern ist er Rektor der Alma Mater gewesen und mehr als 30 Jahre Meister vom Stuhl der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen.

1808
In der Zeit gibt es einige wichtige Restaurierungen an der „St.-Marien-Kirche“ in Gompertshausen.
Günter Stammberger beschreibt die Kirche in ihrer Gesamtheit, aus dem nachfolgend auszugsweise zitiert wird:
„Der Altarraum, der auch den Turm trägt, ist etwa fünf Meter lang und ebenso breit. Er stammt aus dem Kirchenbau von 1461, möglicherweise gar noch aus einer früheren Bautätigkeit. Er hat ein Kreuzgewölbe, mit Rippen und einen gotischen Triumphbogen, dazu an seiner Ostseite hinter dem Steinaltar ein mittelgroßes Spitzbogenfenster. An seinen beiden Längsseiten findet man altes Gestühl, das wohl dem 17. und 18. Jahrhundert zuzuordnen ist. Der Turm steigt in seinem alten, gotischen Teil ziemlich hoch bis zu einem Gesimse und zeigt an der Ost- und Südseite je eine schmale, rechteckige Lichtöffnung. Über diesem Teil des Kirchturms steigt dann noch ein niedriges, massives Geschoss auf, das mit Rundbogen-Fenstern versehen ist. Seinen krönenden Abschluss findet der Turm, der die Bronzeglocke aus dem Jahr 1962 und die beiden Eisenhartgussglocken von 1919 beherrbergt, in einer größeren und einer kleineren „Zwiebelhaube“, die beide durch eine offene „Laterne“ verbunden sind.

GOMPERTSHAUSEN

Kirche „St. Marien“ in Gompertshausen.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

30. April 1810
Verwaltungsreform in Sachsen-Hildburghausen. – Sämtliche Kollegien werden in einer Landesregierung mit sechs Sektionen vereinigt: Justiz, Finanzen, Militär-, Bau-, Kirchen- und Schulensachen. Das frühere geheime Ratskollegium wird wieder hergestellt.

1810
Nach dem Tod des letzten kinderlosen Truchseß von Wetzhausen zu Schweickershausen wird das Gut in Schweickershausen Domäne und kommt somit in den Besitz von Friedrich, dem letzten Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Die Kirche ist bei Heimfall des Rittergutes der Gemeinde auf deren Bitten übergeben worden. Schweickershausen ist Tochterkirche von Rieth geworden.

Zu erwähnen ist, dass die Kirche eine Erbgruft für die adeligen Dorfherrn hat, die allerdings heute nicht mehr begehbar ist. Dort liegt auch Friedrich Freiherr von Guttenberg-Steinenhausen zu Sternberg. Der am 19.01.1752 in Ebern Geborene und am 08.06.1783 Verstorbene ist Bamberger Oberforstmeister gewesen und seit 18.01.1774 mit Wilhelmine Albertina Luisa Freifrau Truchseß von Wetzhausen, Tochter des Kirchenerbauers Christian Albrecht und dessen Gemahlin Auguste Henriette von Roeder, verheiratet.

Um 1810
Zum Kirchenkreis Schleusingen gehören die Pfarreien Frauenwald, Schmiedefeld, Waldau, Wiedersbach, St. Kilian, Hinternah mit Schleusingerneundorf, Kloster Veßra, Eichenberg und Bischofrod.
In Schleusingen gibt es 1813 drei geistliche: Oberpfarrer, Archidiakon, Subdiakon.

19. Jahrhundert
Das Innere der Kirche „St. Kilian“ im gleichnamigen Ort beschreibt Pfarrer Joachim Neubert in „Kirchen des Landkreises Hildburghausen“:
In ihrem Inneren macht die Kirche einen sehr geräumigen Eindruck. Vom Chor gelangt man auf der Nordseite durch einen kleinen Durchgang in die tonnengewölbte Sakristei. Ein großer, runder Triumphbogen trennt das Haupthaus vom Altarraum, dessen Kreuzgewölbe rippenlos ist und der zwei Rundbogenfenster jeweils auf der Ost- und auf der Südseite hat. Die Glasfenster mit Blumenornamentik und der Darstellung eines Christuskopfes sind eine Arbeit aus dem späten 19. Jahrhundert. Ebenfalls in dieser Zeit wurde auf der Ostseite eine Tür als Durchgang zum benachbarten Friedhof durchgebrochen. Direkt unter dem Triumphbogen, zwischen Kirchenschiff und Chorraum, steht der sandsteinerne barocke Taufstein.
Das Kirchenschiff verfügt über drei Emporen, auf deren Westteil die Orgel steht. Sie wurde im Jahr 1802 vom aus Erlau gebürtigen Georg Kummer erbaut, 1853 dann von Michael Schmidt aus Schmiedefeld am Rennsteig repariert und teilweise umgebaut.
Die Kanzel am nördlichen Triumphbogenpfeiler ist nur über einen Aufgang durch die Sakristei zu erreichen. Sie ist eine barocke Arbeit und wird von einer stilisierten Palme getragen. Die erwartungsgemäßen Figuren der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes werden durch die Apostelfiguren von Petrus und Jakobus ergänzt.

1810
An gleicher Stelle kommt es in Schnett zum fünften Kirchenbau in der Geschichte, vom Aussehen her, wie sie heute zu sehen ist: barocker Stil, Mansardendach mit Schiefer beschlagener Turmhaube, achteckige Zwiebelkuppel, Gesims und zweite Zwiebelkuppel. Das Mauerwerk im Unterbau ist aus starken Bruchsteinen erbaut, darüber erheben sich Fachwerkfassaden, die wie das Dach mit Schiefer verschlagen sind. Das Vergolden der Turmzier ist 1991 erfolgt.

SCHNETT

Die Kirche „St. Oswald“ in Schnett ist 1991 saniert worden, es erfolgt die Beschieferung und die Vergoldung der Turmzier.
Foto: Bernhard Großmann, 2005

1811
In Häselrieth wird ein neues Pfarrhaus erbaut.

1811
Westnordwestlich von Römhild wird mitten in Sülzdorf an der Straße nach Meiningen das„Zum Kirchlein Jesu“ erbaut. An gleicher Stelle ist dort 1730 eine Vorgängerkirche erichtet worden, eine Filialkirche des benachbarten Westenfeld, später von Queienfeld und heute von Römhild. Gegenwärtig zeigt sich das Gotteshaus als verputztes Fachwerkhaus mit gelben Fassaden und weißen stilisierten Ecksteinen. Auf der Dachmitte hebt sich ein beschieferter, achteckiger Dachreiter mit Arkadenaufsatz und Schweifkuppel sowie Turmknopf und Wetterfahne empor. Die einstigen Glocken von 1862 und 1878 sind ein Opfer der Kriegswirtschaft geworden. Heute hängt im Turm eine gusseiserne Glocke.

1812
Die Kirche in Lengfeld wird umfassend restauriert. Aus dieser Zeit stammt die Kanzel mit Schalldeckel und aufgesetzter Christusfigur am südlichen Triumphbogen-Pfeiler. Die Tonnendecke ist in Blau gehalten und mit Sternen versehen. Quer durch den Chorraum ist die sogenannte „Preußenempore“ eingebaut worden. Während Lengfeld wie Themar zu Sachsen-Coburg-Saalfeld und ab 1826 zu Sachsen-Meiningen gehört, ist das nach Lengfeld eingepfarrte Ahlstädt Teil des preußischen Kreises Schleusingen. Die Plätze auf der „Preußenempore“ sind für die Ahlstädter Kirchgänger reserviert gewesen. 1957 werden die Empore entfernt und das Spitzbogenfenster wieder hergerichtet.

Ab ca. 1813
Die Hugenotten-Kirche in Hildburghausen wird wegen der Kriegsnot als „Landesheumagazin“ genutzt.

Friedenspredigt

Die Friedenspredigt von Carl Ludwig Nonne, die anlässlich des Pariser Friedens 1814 in den Kirchgemeinden des Herzogtums verlesen wird.
Stadtmuseum Hildburghausen

30. August 1814
In einer Denkschrift heißt es zur Kirche in Seidingstadt:
„Eines von den seltenen Ereignissen des hiesigen Ortes ist, dass unsere durchlauchtigste Prinzessin Louise in der Kirche zu Seidingstadt öffentlich confirmiert und eingesegnet wurde und sodann hier zum ersten mal mit höchstdero durchlauchtigsten Aeltern und Geschwistern cominiziert (d. h. am Heiligen Abendmahl teilnahmen).

Charlotte Luise Friederike Amalie Alexandrine von Sachen-Hildburghausen (* 1794, Hildburghausen – 1825, Biebrich) ist eine Tochter von Herzog Friedrich und Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen. Sie gilt wie ihre Schwestern Therese (nachmalige Königin von Bayern) und Charlotte (nachmalige Herzogin Paul von Württemberg) als wunderschöne Frau. Der Dichtergelehrte Friedrich Rückert widmet den drei Frauen das Gedicht „Mit drei Moosrosen“. Luise heiratet am 24. Juni 1813 in Weilburg Wilhelm Herzog von Nassau. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor, von denen vier das Erwachsenenalter nicht erreichen. Die Ehe ist sehr unglücklich, weil der autokratische Herzog auch seine Frau Luise und seine Kinder tyrannisiert.