Frau Schildburg zu Herrn Hausen:
Ach Hausen, als ich kürzlich wieder einmal unseren Schlosspark besuchte und zum Denkmal der Königin Luise ging, die man schon zu Lebzeiten „Königin der Herzen“ genannt hat, konnte ich meinen Augen nicht trauen, obwohl sie in letzter Zeit zur Höchstform aufgelaufen sind. Warum? Ich muss sie eben täglich im Städtchen mehrmals verdrehen. Denk nur, das Denkmal unserer Königin Luise von Preußen (1776 – 1810) wurde zum Klettergerüst für Kinder umfunktioniert. Mir tat es im Herzen weh, dass man so respektlos dem über 200 Jahre alten Andenken und Wahrzeichen der Stadt begegnet. Auch wenn man heutzutage die kulturelle Vielfalt über alle Maßen lobpreist, kann man schon mal eigene Traditionen „vergessen“. Dafür habe ich kein Verständnis! Freiheit und Demokratie schließen Disziplin und Ordnung nicht aus, wohl aber eine Menge Verantwortung ein.
Herr Hausen:
Ja, liebe Schildburg, über so viel Unvernunft der Eltern bin ich auch erschüttert. Werte haben immer weniger wert, da reicht nicht mal mehr eine Scheibenwischerbewegung. Kinder können nichts dafür, sie „repräsentieren“ oft ihre Eltern! Und trotzdem liegt die Hauptverantwortung bei der Stadt. Ich erinnere mich noch gut an die Sprüche des Bürgermeisters vor seiner Wahl 2016: „Mit Biotopen sind wir durch unseren Stadtwald sehr gut versorgt und als Hundekotpark ist mir dieses Areal unserer Stadt zu schade. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unseren Schlosspark wieder zur Freude und Erholung für alle Menschen in Hildburghausen nutzbar machen können, als Begegnungsstätte für unsere Bürger und Gäste.“
Frau Schildburg:
Nichts, aber auch gar nichts hat sich seit seinem Amtsantritt für unser Städtchen nur ansatzweise auf diesem Terrain positiv verändert. Alle rhetorischen Luftblasen sind letztendlich an der Selbstkritik und Übernahme von Verantwortung zerplatzt. Dabei beziehe ich mich nur auf das, was ich selbst sehe, nicht mal, was ich höre. Scheinbar genügt es nicht, nur keinen Plan zu haben, man muss auch unfähig sein, den „Nicht-Plan“ durchzusetzen. Mir bleibt es völlig unverständlich, weshalb es nicht möglich sein kann, in unserem wunderschönen Schlosspark einen kleinen Kinderspielplatz mit Klettergerüst, Schaukel, Spielturm und sonstigem einzurichten, an denen sich die Kinder austoben können. Dann wird der Schlosspark tatsächlich zu einer Stätte zur Freude und Erholung. Wenn die Stadt schon klamme Kassen hat, was nicht stimmt, aber immer wieder lauthals alibihaft nach außen gekrächzt wird, könnte man die Einwohner, Vereine und die Wirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes begeistern. Man muss es nur können und wollen. Glauben kann ich es nicht, dass sich in einer Kreisstadt kein Sponsoring für ein solches Juwel findet und organisieren lässt. Um das Denkmal gehört nun mal eine denkmalgerechte Abgrenzung (historische Bilder dazu gibt es zuhauf), und die Beschaffung von Hortensien ist wohl im blumen- und pflanzenreichen Deutschland kein Problem. Die Hortensie soll übrigens die Lieblingspflanze der Königin gewesen sein. Selbst in der untergehenden DDR haben verantwortungsvolle Menschen aus dem Landkreis, die Mitglieder der Kreisfachgruppe Numismatik des Kulturbundes, das Denkmal 1989 restauriert und wieder an seinen angestammten Platz in Schlossparkmitte neu aufgebaut, nachdem es seit 1867 aus „militärischen“ Gründen im Abseits gestanden hat. In der denkmalreichen und finanziell gut ausgestatteten Bundesrepublik Deutschland fristet es jetzt ein mehr als kümmerliches und peinliches Dasein.
Herr Hausen:
So ist es, liebe Schildburg, und wie viel teurer als ein paar Spielgeräte würde eine Sanierung des Luisendenkmals sein? 1815 ist das Königin-Luise-Denkmal im Hildburghäuser Schlossgarten (auch Irrgarten, Friedenspark genannt) für die am 19. Juli 1810 verstorbene preußische Königin Luise errichtet worden. Das Denkmal wurde von Herzog Friedrich und Herzogin Charlotte, ihrer Schwester, gestiftet und im klassizistischen Stil aus Sandstein mit einem weißen Marmor-Relief der Königin von Hofbildhauer Ernst F. Schulze gefertigt, etwa eineinhalb Meter hoch ist es. Die Inschrift wurde von Gymnasialdirektor Dr. Friedrich Sickler verfasst. Sie ist in ihren letzten Zeilen heute nicht mehr lesbar. Es handelt sich übrigens um das erste außerhalb Preußens aufgestellte Denkmal für die Königin.
Die Inschrift von Friedrich Sickler, dem in Hildburghausen wirkenden Universalgelehrten der Goethezeit lautet:
Freundliche Nymphen der Flut und des Tales sprossende Blumen!
Kinder des Haines, umher trauliche Lüfte der Au!
Schützet der Schwester Gebild, erhoben am heiligen Denkmal!
Hüllt es in lieblichen Duft! Fächelt ihm zärtlichen Hauch!
Oft hat sie Euch begrüßt in der Morgenröte der Jugend!
Wallend am Schwesterarm, hier oft verhallte ihr Laut.
Oft hat ihr Blick hier geruht, umflossen vom Lichte des Himmels.
Lieblicher strahlte von ihm Liebe wie Milde hier uns.
Ach sie war uns zu früh im Sturme der Zeiten geschieden!
Nie mehr nahet sie Euch, grüßet Euch ferner nicht mehr!
Lebend erblickte sie nicht Teutonias siegende Fahnen,
Sah nicht Borussias Aar führen der Heere Triumph.
Ach – sie ruhte, die Hand im Dunkel der Trauerzypressen!
Welche die Fahne des Siegs ‚Freiheit fürs Vaterland‘ hob.
Doch aus den Sphären des Lichts, wohin sie voran uns gestiegen,
Aus der Gestirne Kreis thront sie nun freudig herab.
Dort empfing sie die Helden, gefallen im heiligen Kampfe,
Dort erteilet sie nun ihnen die Kränze des Siegs.
Und wie Blüten des Lenzes entführt noch Düfte entsenden,
So noch spendet uns sie Segen, den himmlischen Duft.
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