Frau Schildburg zu Herrn Hausen:
Ein beeindruckendes Konzert mit bitterem Beigeschmack u.a. die Suite Nr. 1 aus „The Sea Hawk“ durften die Mitglieder des Landesjugendorchesters Thüringen am 11. August im Stadttheater erleben. Nach Wochen intensiver Proben fehlte das Publikum. War es abhanden gekommen? Oder hatten die Schunkel-, Trallala- und Seziertisch-TV-Sender wieder Vorrang? Armer Kleiner Klassiker, dein Haupt-Claim ist so anspruchsvoll. Und die wenigen Zuschauer mussten sich fremdschämen, vor den jungen Künstlern, die so bravourös und beinahe meisterlich gespielt hatten. Zwar ist Scham eine große Tugend, wie schon Vrîdanc (um 1170 – um 1233) sagte, doch in diesem Fall ein absolutes No-Go! Gähnende Leere, wie so Vieles derzeit in unserer Stadt. Ich bin ebenfalls ein Fan klassischer Filmmusik, spiele sie selbst auf dem Klavier und weiß, wie viele unzählige Proben mit ungeheurer Disziplin und Fleiß dahinter stehen. Ich verstehe zu gut die Enttäuschung der jungen Leute.
Herr Hausen:
Da ist wohl gewaltig etwas schiefgelaufen. Weshalb wurde das schöne und anspruchsvolle Konzert nicht wenigstens auf der Internetseite des Stadttheaters unter den Veranstaltungen angekündigt? Auch in der Zeitung war nichts Einprägsames zu lesen. Nach dem Zwist mit der Jungen Bühne muss doch jeder Hildburghäuser gedacht haben, dass das Theater im August wegen Urlaub komplett geschlossen ist? Eine nächste Veranstaltung wurde auf der Seite des Stadttheaters erst für Ende September angesagt. Dabei hätte für solch eine Veranstaltung im Vorfeld geworben werden müssen. Ein Theater lebt nun mal nur durch seine Besucher, aber das scheint bei Bürgermeister mit seinem bravourösem Management nicht angekommen zu sein.
Frau Schildburg:
Oder will man hier nicht weiter denken? Ab Freitag um Eins … Ab diesem Zeitpunkt kann man letztlich auch überall in der Stadt parken. Es ist halt so. Da kannst du auch deine Parkuhr schonen. Berufliche Ausbildung braucht man nicht unbedingt. So eine Straße oder einen Platz würde ich mir kaufen und Kasse machen. Aber in dem Falle kommt das Geld auch ohne Engagement. Enttäuschung ist, wenn einem nichts mehr dazu einfällt! Dieses Haus sollte endlich in unserer Stadt leben. Sich zu einer Seele entwickeln, die Genres und Generationen zusammenführt, dabei Grenzen überwindet, den Umgang mit der eigenen Geschichte sucht, behutsam seine Gedanken formuliert und diese mit Nachdruck in die Welt trägt. Egal, ob Kindergarten, Grundschule, Vereine, Jugendzentrum, Jung und Alt aus Nah und Fern, das Haus muss alle erreichen, sie stärker für Kunst und Kultur im Sinne der kulturellen Vermittlung begeistern.
Herr Hausen:
Ein Ort der Begegnung, des offenen transparenten Austauschs und Dialogs. Sollte es mit einem vielseitigen und abwechslungsreichen Programm bestehend aus Kabarett, Schauspiel, Volkstheater, Musik, Unterhaltung für Kinder, sogar Kino u.v.m. sein Publikum einladen. Nur im Miteinander und niemals im Gegeneinander lassen sich solche Träume verwirklichen. Ein Theater für Unbedachtes, Ungedachtes und Undenkbares. Ein Theater für die Freude, dem Leichtsinn und dem gemeinsamen Ausleben unserer Zeit. Mit wöchentlich zwei bis drei Veranstaltungen könnte sich unser Theater entwickeln, das sich weder als Manufaktur noch als leeres Haus versteht, sondern mit seinen Stücken und Geschichten ihren Raum und ihre Zeit gibt, sodass unser Städtchen auch den Namen „Kleiner Klassiker“ verdient. So ist es nur halb fertig, wie so einige Stellen mit Baumängeln oder Unvollendetem in unserer Stadt.
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