gründet man einen Arbeitskreis…
Frau Schildburg zu Herrn Hausen:
Oder vielleicht gleich drei Arbeitskreise? Damit niemand weiß, wohin er eigentlich gehört? Nun ja, lieber Hausen, es wird Zeit, dass wir uns Gedanken über die Belebung des Einzelhandels in unserem schönen Städtchen machen. Jedenfalls, einen Citymanager mit einem solchen Gesamthonorar benötigt in Hildburghausen niemand. Für das Honorar muss ein gebildeter Zeitgenosse ein paar Jährchen arbeiten, aber vierzig oder 38 Stunden die Woche und nicht nur ein Computerprogramm mit ein paar Abgleichungen aktualisieren. Vielleicht will man sich ja auch bei der Stadt für teures Geld nur einer Alibifunktion bedienen, um im Nachhinein sagen zu können: Wir haben alles für den Einzelhandel getan. Die momentane Patchwork-Regierung in Erfurt macht es doch vor. Und das mit Steuer-Millionen-Summen. Immerhin kam man im zweiten Arbeitskreis zu einem ersten Ergebnis, dass „eine intensivere Vernetzung der tourismusrelevanten Innenstadtakteure und die engere Zusammenarbeit mit der Tourist-Info“ besonders wichtig sind. Beinahe habe ich bei meinem Lachanfall die teure Baumarkttapete vollgespuckt.
Herr Hausen:
So ein Quatsch! Dieselben Themen haben wir vor einem Vierteljahrhundert schon ergebnislos im Werbering durchgehechelt. Da haben wir tolle Dinge erfunden, bis hin zur hibuga, die wegen des Aufwands und der Kosten für die Nr. 3 schon eingeschlafen worden ist. Was sind da in der Zwischenzeit alles für Erhebungen gemacht worden – erfolglos mit hohem finanziellem Aufwand. Die Gewerbetreibenden an sich müssten ihren Allerwertesten, zu Deutsch „Arsch“ bewegen, die brauchen keine Hilfe von außen. Hundert Dinge könnte ich noch dazu schreiben, ich will es aber nicht. Da vermasseln wir es mit vielen Gewerbetreibenden, weil die alle glauben, sie machen keine Fehler. Und diese City-Berater, die es in Germany zuhauf gibt, suchen nun auch langsam selbst die kleinsten Aufträge, die Clams sind längst aufgeteilt, geholfen haben sie selten.
Frau Schildburg:
Also ganz so schlecht sind unsere Einzelhändler nun auch wieder nicht. Es gibt schon einige Ausnahmen, die sich wirklich Mühe geben. Schmunzeln musste ich über die „tourismusrelevanten Innenstadtakteure“. Irgendwie scheint mir in Sachen Tourismus in unserem Städtchen was vorbeigegangen zu sein, einen Touristenansturm habe ich wohl verpasst. Das Wort Tourismus nehmen wir mal aus dem Vokabular. Wer verbringt denn schon freiwillig seinen Urlaub in Thüringen? Die Übernachtungszahlen in der Presse sind doch mehr als eine Blase. Und in Hildburghausen ist doch zum Kennenlernen der Stadt und der Umgebung nach zwei, drei Tagen keine Motivation mehr da, von schlechtem Wetter will ich gar nicht reden. Selbst die Kneipen, in denen man sich so richtig in Urlaubsstimmung besaufen kann, sehe ich nicht. Da fällt mir nur eine Parkbank im Irrgarten ein. Ich sehe Radfahrer, teils abgehärmt, kalorienbewusst mit dem Leberwurstbrot oder einem Sojaprodukt in der Satteltasche. Die trauen sich keine Kalorie zu viel zu.
Herr Hausen:
Wenn die Politiker nicht weiter wissen, holen sie sich Berater. Was weiß dieser Herr Doktor von Hildburghausen oder diese Geo-Beraterin? Das hätte ich ihm bei zwei Glas Bier wirkungsvoll erzählt, und er hätte sich nie wieder in HABEENN blicken lassen. Denn selbst die Stadträte nehmen doch erkennbar nirgendwo teil … Aber vielleicht leide ich unter Wahrnehmungsstörungen. Wenn du das Wort Niveau laut gegen Felswände schmetterst, kommt es zurück „Wo, wo wo?“
Frau Schildburg:
Recht hast du, lieber Hausen! Manchmal kommt man eben an einen Punkt, wo man nicht mehr weiter weiß. Man will zwar nach links gehen, doch rechts ist auch noch ein Weg. Zu viele Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht, einer der Fehler war wohl der Abzug des Landratsamtes aus der Innenstadt. Aber das ist schon lange her. Für mich gibt es nur noch eine Lösungsmöglichkeit, die enge Zusammenarbeit der Stadt mit dem Einzelhandel und auch den Bürgern. Hier fehlen mir schon seit langem konstruktive Gespräche, die wesentlich mehr Effizienz als ein Doktor oder eine Geo-Beratin haben könnten. Denn niemand, aber auch niemand, kennt unser Städtchen und seine Gepflogenheiten besser als wir Bürger selbst. Und dabei haben wir uns noch gar nicht über die Verwertung des Handels im Netz verständigt. Wo steht, was die Hildburghäuser Händler anzubieten haben. amazon lässt grüßen. Die wissen, wie es gemacht wird. Der staunenden Leserschaft möchten Schildburg und Hausen mitteilen, dass sie dort aus gutem Grunde keine Kunden sind. Eben weil es um die Innenstädte geht!
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